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Gemeindeleben 2018 --- Beitrag: Bischöfliche Pressestelle Fulda

Priesterweihe - am 19. Mai 2018 in Fulda

Das Volk Gottes braucht Priester
Bischof Algermissen weihte Diakon André Lemmer zum Priester

Fulda/Marburg (bpf). Die Beteiligung und Anteilnahme der Gläubigen am Weihegottesdienst sei ein klares Zeugnis dafür, dass das Volk Gottes Priester brauche, Priester wolle und für Priester dankbar sei., betonte Bischof Heinz Josef Algermissen am Pfingstsamstag bei der Priesterweihe von Diakon André Lemmer (Pfarrei St. Hubertus, Mardorf) im Hohen Dom zu Fulda. „Tatsächlich können Priester in der Kirche durch nichts und niemanden ersetzt werden, nur durch Priester.“ Der Oberhirte dankte den anwesenden Gläubigen für ihr Zeugnis und bat sie darum, dafür Sorge zu tragen, dass die Gemeinden vor Ort und die Familien „gläubig und lebendig und damit fruchtbar für neue priesterliche Berufungen“ seien. Zu Beginn des Gottesdienstes hatte der Bischof besonders auch die Familie des Neugeweihte sowie den Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick begrüßt, der wie Lemmer aus Mardorf stammt.


In seiner Predigt stellte Bischof Algermissen heraus, dass durch die Weihe der Heilige Geist unauslöschlich das Bild Jesu Christi ins Herz eines Menschen drücke. Die Priesterweihe sei ein „Prägemal“, dass der Geweihte zu Christus gehöre, weshalb der Bischof bei der Weihe die Hände auflege und den Kandidaten für Jesus Christus in Besitz nehme. „Danach darf niemand anderes mehr die Hand auflegen, um Sie für sich in Beschlag zu nehmen. Sie sind ein für alle Mal verschenkt – verbindlich und auf Dauer“, hob der Oberhirte hervor. „Das Priestertum ist keinesfalls eine uns übertragene Vollmacht zu bestimmten Funktionen, die geleistet werden, sondern macht vielmehr unsere Identität aus, prägt bis in die letzte Faser unserer Existenz.“ Das Volk Gottes wolle die Priester auch erkennen können, weil die Begegnung mit dem Priester Segen bringe, und dies nicht etwa, weil diese so tüchtig seien, sondern weil Jesus Christus es so gewollt habe. „Es ergreift mich immer wieder, wenn nach der Priesterweihe die Menschen sich um die Neugeweihten versammeln, um durch die Handauflegung der Neupriester den Primizsegen zu empfangen“, bekannte Algermissen. Alle, denen in der Priesterweihe durch Handauflegung des Bischofs das Bild des guten Hirten eingeprägt worden sei, zeigten sich als gute Hirten, indem sie die Menschen segneten und heiligten. Sie seien unwiderruflich in den Dienst am Volk Gottes gestellt.


So sei das Weihepriestertum dem gemeinsamen Priestertum der Gläubigen zugeordnet und solle deren Verantwortung für das Leben der Kirche fördern. Bei solcher Zuordnung dürfe es keinesfalls um Nivellierung der priesterlichen Sendung gehen, betonte Bischof Algermissen. „Der Priester nimmt eine besondere Verantwortung wahr, die er nicht abgeben kann und in der er unersetzbar ist, es sei denn durch einen anderen Priester ersetzt wird.“ Er diene den Gläubigen nicht dadurch besser, dass er in falsch verstandener die unaufgebbare, in der Repräsentation Jesu Christi gründende Unterscheidung zwischen Priester und Nicht-Priester einebne. „Anbiedern und einebnen darf nicht unser Stil sein“, so der Bischof. Solche Unterscheidung habe mit klerikaler Machtstellung nichts zu tun. Das ergebe sich schon daraus, dass die erste und grundlegende Frage, die an einen Kandidaten gestellt werden müsse, nur die Frage sein könne: „Bist du bereit, das Priesteramt als zuverlässiger Mitarbeiter des Bischofs auszuüben und so unter der Führung des Heiligen Geistes die Gemeinde des Herrn umsichtig zu leiten?“ Der kirchliche Dienst des Priesters ist laut Bischof Algermissen nur möglich „unter der Führung des Heiligen Geistes“. Der Priester sei folglich berufen, als „Werkzeug des Heiligen Geistes zu Diensten zu sein“.


Im Mittelpunkt des Weihegebetes finde sich die inständige Bitte um das Kommen des Heiligen Geistes in das Leben des Weihekandidaten, damit er ganz im Auftrag des Geistes handeln könne, erläuterte der Bischof. So werde dieser hingeführt zur tiefen theologischen Wahrheit, dass im Mittelpunkt aller kirchlichen Liturgie und vor allem der Hl. Eucharistie die „Herabrufung des Heiligen Geistes“ stehe. Algermissen verwies auf den unlösbaren Zusammenhang zwischen der Verkündigung des Wortes Gottes und der Feier der Sakramente, vor allem der Hl. Eucharistie, im Leben des Priesters. Es verstehe sich von selbst, dass die Eucharistie im Wirken eines Priesters den zentralen Platz einnehmen müsse und seine „eigentliche Lebensmitte“ ausmache. Das priesterliche Leben gerate nur dann nicht zu einem belastenden Leerlauf, wenn es im Gebet und der Feier der Hl. Eucharistie seine bergende Mitte finde.


Der große Theologe und Kardinal Hans Urs von Balthasar habe einmal von sich bekannt, sein theologisch-literarisches Werk wolle nichts anderes sein als ein „Johannesfinger, der auf Christus hinweist“. Auf Christus hinzuweisen, darin liege nicht nur die Sendung der Theologie, sondern auch der tiefere Sinn und die eigentliche Aufgabe der Kirche und ihrer Priester, „denn der Gekreuzigte ist jenes Fundament, auf dem die Kirche auferbaut ist“. Auf den Gekreuzigten und Auferstandenen als Herrn und Haupt der Kirche hinzuweisen, dabei selbst zurückzutreten, um Christus durch die eigene Existenz transparent zu machen, werde für den Neupriester ein ebenso spannendes wie tief erfüllendes geistliches Abenteuer werden, hob Bischof Algermissen hervor. „Es wird umso besser und eher gelingen, als Sie sich unter das Kreuz des Heilandes und Erlösers begeben und damit auch den Zuspruch des Bischofs erfüllen, den er Ihnen gleich bei der Überreichung von Brot und Wein gibt.“ Die Priester ließen sich in den Dienst des gekreuzigten Herrn nehmen, der ihnen in den Schwierigkeiten, die sie auf ihre Weise erführen, vorangegangen sei: scheinbare Erfolglosigkeit, Ablehnung, „wenn wir uns zum Beispiel als Störenfriede zeigen müssen in einer neuheidnischen Gesellschaft, deren Absprache und Konsens wir nicht mitzutragen bereit sind“. Auch Enttäuschung, Allein-Gelassen-Werden, Erfahrung der Gottesferne gehörten zu diesen Schwierigkeiten. Das Priestersein beinhalte auch, die Kreuzeserfahrungen der ihnen anvertrauten Menschen mitzutragen und vor Gott zu bringen. „Im Glauben setzen wir darauf, dass die Kreuzeserfahrung nicht das Letzte ist. Das letzte Wort heißt Leben, Leben in Fülle, in das all unser Tun, auch die Fragmente unseres priesterlichen Bemühens, eingebracht und zur Vollendung geführt werden“, unterstrich Bischof Algermissen.