Inhaltsseite

„Mathe macht glücklich“

Mit diesem provokanten Titel lud die Stiftsschule zum zweiten Vortrag in der Reihe der „Amöneburger Vorträge“ ein und ließ sicherlich nicht nur bei Marie Groß, eine der Initiatorinnen der Reihe und Abiturientin des Jahrganges 2019, eher ein skeptisches Fragezeichen an die Aussage anfügen, wie sie in ihren Begrüßungsworten deutlich machte.

Eingeladen war Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher, der es als Initiator, Gründer und Direktor am Gießener Mathematikum nicht nur dort versteht, sondern auch beim Vortrag in der Stiftsschule mit Humor, Spannung und interessanten Experimenten mathematische Gesetzmäßigkeiten einem nicht immer der Mathematik besonders nahestehendem Publikum zu vermitteln und Interesse zu erzeugen.

Dass er nicht nur seine Mathematikkollegen und Eltern neugierig machte, wurde an der durchaus großen Zahl von Schülerinnen und Schülern deutlich, die abends den Weg in die Aula der Stiftsschule fanden.

Zunächst erläuterte Prof. Beutelspacher, warum er überzeugt davon ist, dass Mathematik glücklich macht. Wenn es „Klick“ mache im Kopf, weil man eine Problem- oder Fragestellung verstanden habe, dann mache das glücklich, denn man habe dann eine grundsätzliche Gesetzmäßigkeit verstanden.

Den Auftakt machte der Hochschullehrer mit der Geometrie. Hier wollte er den Zuschauern und -hörern an einfachen Experimenten beweisen, dass es zwar beliebig viele regelmäßige Vielecke gebe, aber interessanter Weise nur fünf regelmäßige Körper:

Tetraeder, Würfel (oder Hexaeder), Oktaeder, Pentagondodekaeder und Ikosaeder.  

Mit Hilfe einfacher aber sehr eindrücklicher und einleuchtender Experimente konnte Prof. Beutelspacher diese Gesetzmäßigkeiten zeigen. Dabei wiederholte er kein einziges Experiment mit dem Hinweis und kleinem Seitenhieb auf andere Wissenschaften darauf, dass man in der Mathematik – anders als in anderen Wissenschaften – keine Experimente wiederholen müsse, die würden nämlich in seiner Wissenschaft immer funktionieren.

Im nächsten Vortragsteil zeigte Prof. Beutelsbacher anhand exemplarisch ausgewählter Zahlensysteme unterschiedliche Möglichkeiten des Multiplizierens. Beim Multiplizieren zeige sich die Qualität eines Zahlensystems, daher wähle er hier für seine Beispiele grundsätzlich Multiplikationsaufgaben. Uns seien hier das Kopfrechnen, schriftliche Multiplizieren oder der Taschenrechner geläufig. Eine sehr einfache Methode böte beispielsweise das indische System. Bei der die eine Zahl in der Multiplikation aufgerundet werde (z.B. 1000) und diese sogenannte Ergänzungszahl in einem folgenden Rechenschritt von der zweiten abgezogen werde, um in einem Folgeschritt sofort das exakte Ergebnis zu haben.

Ein anderer Weg ist die Kombination aus einer Strich- und Dezimalmethode, wo auch hier die Beispiele sehr schnell eine verblüffende Einfachheit zeigten.

Schließlich zeigte der Prof. anhand von einfachen „Bastelexperimenten“ wie man selbst neue Gesetzmäßigkeiten herausfinden kann, die dann auch sogar aus trockener Mathematik emotionale Momente in der Partnerschaft erzeugen könnten wie ein Experiment mit zwei zusammengeklebten Möbiusbändern, die in der Mitte halbiert werden zeigt: Als Ergebnis kommen zwei miteinander verbundene Herzen heraus.

Alles in allem war es ein kurzweiliger Abend mit Aha-Effekten und sicherlich auch glücklichen Momenten. 😉