Der zentrale Stellenwert des Faches Religion an der Stiftsschule zeigt sich zunächst einmal darin, dass der Religionsunterricht [im folgenden: RU] beider Konfessionen von der fünften Klasse an durchgängig mindestens mit zwei (Jgst. 5-10) bzw. drei Wochenstunden (Jgst. 11-13) erteilt wird, nicht abgewählt werden kann und immer das Angebot sowohl an evangelischen als auch katholischen Leistungskursen beinhaltet.
Für die Bewahrung der ökumenischen Grundhaltung neben der konfessionellen Bindung sorgen u.a. regelmäßig gemeinsam tagende Fachkonferenzen beider Konfessionen, gemeinsam durchgeführte Unterrichtseinheiten in Unter- und Mittelstufe und gemeinsam gestaltete Besinnungstage und Gottesdienste beider Leistungskurse in der Oberstufe.
Der besondere Stellenwert des RU dokumentiert sich aber vor allem darin, dass er eben nicht als Fachunterricht ,isoliert` bleibt, sondern sich auf den Schulalltag aus- und rückwirkt, indem in allen Fächern fachübergreifend religiöse Aspekte zur Sprache kommen, wenn z.B. in Kunst die Architektur von Kirchen als steingewordener Ausdruck religiösen Empfindens beschrieben wird oder in Biologie die Möglichkeiten im Bereich der Gentechnik kritisch hinterfragt werden (weitere Bezüge in der Präambel zum RU an der Stiftsschule).
Weil wir daher der Überzeugung sind, dass im Miteinander der gesamten Schulgemeinde abzulesen sein muss, dass wir versuchen Schule und Alltag aus christlichem Glauben zu gestalten, gibt es im speziell religiösen Bereich seit vielen Jahren die Montagsandachten, die von einem Fachlehrer (und das ist in der Regel eben nicht der Religionslehrer oder die Religionslehrerin) vorbereitet werden und das ganze Spektrum menschlichen Fragens thematisieren (von aktuellen weltpolitischen Ereignissen über kirchliche Feste bis hin zu konkreten Problemen im menschlichen Miteinander einzelner Klassen), eine Gottesdienst-AG, in der Schülerinnen und Schüler über die Jahrgangsstufengrenzen hinweg gemeinsam Gottesdienste vorbereiten und mitgestalten, die Wallfahrt nach Fulda unter Leitung des Schulpfarrers, die sich stetig wachsender Teilnehmerzahlen erfreut und die Projektwochen in der Oberstufe, wo in der direkten Zusammenarbeit mit anderen Fächern die Grundfragen des Menschen zur Sprache gebracht werden.
Im Bereich der sozialen Aktivitäten ermuntern wir zum Mitwirken im Schulsanitätsdienst, zur Erfahrung der Compassio, bei der Schülerinnen und Schüler der Oberstufe in der gesamten Jahrgangsstufenbreite ein zweiwöchiges Sozialpraktikum absolvieren, das im RU vorbereitet, begleitet und nachbereitet wird, oder auch zur Mitwirkung an vielen kleineren und einigen großen Hilfsprojekten wie z.B. dem Lauf für Somalia in den 80er Jahren oder zuletzt dem Einsatz für die Opfer der Flutkatastrophe in Sri Lanka.
Genauso liegt uns aber die Entwicklung einer Feierkultur am Herzen, die ohne heute übliche Begleiterscheinungen Fröhlichkeit auslebt und Freude bringt oder die Vermittlung von Methoden verantwortungsvoller Konfliktbewältigung (Streitschlichtung).
Zusammengefasst: "Religionsunterricht will und soll Zugänge zur größeren Welt Gottes aufzeigen und die Schülerinnen und Schüler befähigen, das eigene Leben in Verbindung mit dieser den Alltag übersteigenden Wirklichkeit zu gestalten." (Präambel, S.1) Diese Vorstellungen versuchen wir aber nicht nur innerhalb unserer Schule zu vermitteln, sondern darüber hinaus in der Referendarsausbildung (die Fachleiter für Katholische und Evangelische Religion sind Mitglieder unseres Kollegiums) und Lehrerfortbildung (einige Kolleginnen und Kollegen sind bereits als Referenten tätig gewesen) weiterzugeben.
© Stiftsschule St. Johann Amöneburg