Musik

Beim Komponieren über die Schulter geblickt

Jean Kleeb, Maburger Komponist, besuchte den Grundkurs Musik Q1, um seine neue Komposition „Magnificat“ vorzustellen und über das Leben und Arbeiten als Komponist zu berichten.

„Leben kann man, aber nicht allein vom Komponieren“, so sein Fazit. Wenn man sich von kommerziellen Interessen abhängig mache, sei man aber eigentlich auch kein Komponist, Kreativität brauche Freiheit. Daher finanziert er sich überwiegend mit Unterrichts- , Chorleitungs-, und Konzerttätigkeit und nur zu einem kleinen Teil durch die Kompositionen. Dass das auch nicht anders geht, wurde deutlich durch die Schilderung der Verdienstanteile des Komponisten an einer Notenausgabe, einer CD oder einer Aufführung eines Stückes. 

 
Jean Kleeb geht es beim Komponieren vielmehr darum, mit Musik Themen anzusprechen, Fragen zu stellen, Antworten zu versuchen, die für die Welt von Bedeutung sind. Diese Suche nach den übergeordneten Fragen und Antworten kommt für Jean Kleeb besonders  in dem Satz „Es sind noch Lieder zu singen jenseits des Menschen“ aus dem Gedicht „Fadensonnen“ von Paul Celan zum Ausdruck, das er an zentraler Stelle der neuen Magnificat-Komposition vertont hat. 

Geboren und aufgewachsen in Brasilien, lebt er nun in Deutschland und kann auf umfangreiche Erfahrungen aus verschiedenen Kulturkreisen und Musiktraditionen zurückgreifen, um bei der neuen Komposition die globale Bedeutung der Themen „Gerechtigkeit“ und „Entmachtung der Mächtigen“, die im Magnificat-Text angesprochen werden, zu verdeutlichen.  So reichen die Sprachen und musikalischen Stilrichtungen innerhalb des Stückes von den Anfängen der Gregorianik über indianische, indische, afrikanische und griechische Klänge und russisch-orthodoxe Kirchenmusik bis zu den neuen Formen der Minimal Music und Atonalität.

 
Mit vielen praktischen Beispielen wurden die Schülerinnen und Schüler an der Vorstellung der einzelnen Stücke beteiligt: Maori-Kriegsschreie wurden dabei ebenso erprobt wie indische Gamelanklänge, verbunden mit eleganten Körperbewegungen und die Simulation der Brandung an brasilianischen Stränden durch die Becken des Stiftsschul-Schlagzeugs.

Die kurzen und interessanten Ausführungen des Komponisten machten dann schon etwas neugierig auf die Uraufführung des „Magnificat“ am 7. Januar in Hephata (18.30) und am 8. Januar in Marburg in der Lutherischen Pfarrkirche (17.00). Bei der Aufführung werden die 8 Sänger des Marbuger Oktetts als Chor und solistisch zu hören sein, begleitet vom Komponisten am Klavier und von Elke Saller mit Percussion und Marimbaphon.

H. Raatz