Mädchenrealschule St. Josef
Alte Langgasse 10
63457 Hanau-Großauheim
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Im Jahr 2021 gaben fast 60 % aller befragten 12- bis 17-jährigen Jugendlichen an, schon mindestens einmal im Leben Alkohol getrunken zu haben. In den letzten zwölf Monaten hatten 8,7 % der Jugendlichen regelmäßig – also wöchentlich – Alkohol konsumiert. 3,6 % hatten im Durchschnitt so viel Alkohol getrunken, dass sie über dem Schwellenwert für gesundheitlich riskanten Alkoholkonsum Erwachsener lagen. In den letzten 30 Tagen praktizierten 11,0 % der Jugendlichen "Rauschtrinken" (Alkoholkonsum bis zum Vollrausch).
Diese Zahlen zeigen, dass das Thema Alkohol und demnach die Präventionsarbeit nicht an Bedeutung verloren haben. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir als Schule, sowohl im Unterricht als auch abgekoppelt davon, Angebote machen und Aufklärung leisten. Ziel ist, dass die Schülerinnen die Gefahren von Alkohol kennenlernen und einen guten und gesunden Umgang erlernen.
In diesem Kontext erlebten die Schülerinnen der 7. bis 9. Klassen ein Theaterstück der ganz besonderen Art, jedoch mit einem sehr ernsten Hintergrund: Es ging um das Thema Alkohol und den Umgang damit.
Voll? Voll Daneben!
Mit der Jugendtheaterproduktion will die Kulturschule nicht als Moralapostel fungieren, sondern frühzeitig ein geschultes Bewusstsein zum Alkoholkonsum bei den Jugendlichen bewirken. Deshalb hat die Kulturschule mit Jugendlichen zusammengearbeitet, um deren Gedanken und Denkanstöße im Theaterstück zu berücksichtigen.
Das Theaterstück:
Es geht um Maik, der damit begonnen hat, ab und zu Alkohol zu trinken. Erst auf Partys und zusammen mit Freunden, um „ein bisschen abzuschalten“, bald aber immer regelmäßiger und dann auch alleine. Es werden immer wieder Rückblicke "gezeigt" - Maik teilt Erinnerungen mit uns. Er wächst in schwierigen Verhältnissen auf, sein Vater - selbst Alkoholiker - war mehr aggressiv als liebevoll zu seinem Sohn. Maik beginnt damit, sich durch den eigenen Alkoholkonsum eine andere Realität zu verschaffen und träumt von der großen Karriere als Sänger (der berühmte Sänger Falco, der selbst Opfer seiner eigenen Drogensucht wurde, ist für ihn ein großes Vorbild). Minderwertigkeitsgefühle und Hemmungen werden durch den Alkohol vergessen und zu Mädchen kommt er leichter in Kontakt. Seine schulischen Leistungen nehmen ab, er bekommt nicht mit, dass seine Freunde sich immer mehr von ihm distanzieren und er muss sogar durch eine MPU (Medizinisch-Psychologische-Untersuchung) - wird aber verurteilt.
Als seine Freundin sich von ihm trennt, verliert er die Kontrolle und schlägt sie krankenhausreif. Eine Therapie ist angesagt, doch dafür muss er selbst die Entscheidung treffen.
Die Schülerinnen hatten im Anschluss an das Stück die Gelegenheit, um gemeinsam mit den beiden Schauspielern über das Stück, über Alkoholkonsum und Sucht zu sprechen. Die Schülerinnen hatten außerdem die Möglichkeit, eine sogenannte Rauschbrille auszuprobieren, bei der man schnell merkt, dass bspw. Fahrrad fahren mit 1,8 Promille keine gute Idee ist.
In einem Nachgespräch äußerten sich die Schülerinnen wie folgt zum Stück (9a): Wir fanden die Geschichte gut nachvollziehbar, es war dramatisch und nicht runtergespielt, es wurde deutlich, dass Alkoholismus oft verleugnet wird, das Experiment mit den Brillen fanden wir toll. Folgende Dinge wurden kritisch gesehen: Wir empfanden die Fragen (MPU-Fragen wurden komplett vorgelesen) als Zeitfüller und würden uns über mehr Brillen freuen, damit alle Schülerinnen diese ausprobieren können. Manche fanden, dass das Thema zu übertrieben dargestellt wurde.
Die Klassenlehrkräfte werden in einem Nachgespräch das Stück aufarbeiten und von der Kulturschule mitgeliefertes Material mit den Schülerinnen besprechen, um schließlich allen Schülerinnen klar zu machen: Voll? Ist voll daneben!
Autorin und Fotos: Julia Kreutz
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