In keiner Jahreszeit kann man wohl so eindrucksvoll und hautnah das Thema „Aufbruch, Neuanfang und Wachstum“ erleben wie im Frühling; wenn sich das kalte und kahle und tot scheinende Nichts verwandelt in Leben: Blätter und Knospen und Blüten und ein Reichtum an Grün, Grün, Grün. Die Natur explodiert; die Vögel singen; das Wunder der Natur schlägt uns regelrecht entgegen.
An einem solch wunderschönen, fast vorsommerlichen Frühlingstag fand die meditative Waldbegehung am Rippberg statt, zu welcher der NABU Neuhof und der Ökumenekreis Neuhof eingeladen hatten.
Am Montagnachmittag, 7. Mai machte sich eine 25-köpfige Gruppe Interessierter auf den Weg nach Rothemann, wo sie sich mit dem langjährigen Revierförster von Eichenzell Norbert Hahnel (seit Anfang des Jahres im Ruhestand) trafen.
Die Wanderung durch den Rippberg - das ökologisch wertvollste Gebiet in den hiesigen Waldungen, das auch „Eichenzeller Urwald“ genannt wird - verbunden mit den Impulsen an den 8 Schilder-Stationen, wurde für die Teilnehmer/Innen zu einem schönen Erlebnis, mehr noch – auch zu einer Horizont-Erweiterung.
Norbert Hahnel, der ursprünglich aus Nordhessen stammt, in seiner Anfangszeit in der Fuldaer Region in der Pfarrei St. Michael in Neuhof aktiv war und seit über 30 Jahren im Welkerser Forsthaus lebt, hatte schon immer einen Faible zu Albert-Schweitzer, den viele nur als Urwald-Doktor bzw. Nobelpreisträger kennen.
„Albert Schweitzer verband gleich mehrere ausgefüllte Menschenleben in seiner Person – er war eine Besonderheit: Er war Arzt, Theologe (evangelischer Pfarrer), Musiker, ein hervorragender Organist, Professor, Nobelpreisträger – und Philosoph.
Bei der Gestaltung der Schilder hatten wir insbesondere den Philosophen Schweitzer im Blick“ so fügte Norbert Hahnel seinen Begrüßungsworten an.
Die eindringlichen Zitate auf den Schildern handelten alle von der „Ehrfurcht vor dem Leben“ - nach dieser Überschrift für sein eigenes
Leben und seiner inneren Haltung hatte Albert Schweitzer wohl lange gesucht. Diese
Ehrfurcht vor dem Leben, die nicht erst bei Nashörnern und Elefanten beginnt,
sondern bei jedem noch so kleinen Lebewesen und jeder Blume.
Gut nachvollziehbar, dass der vor gut 50 Jahren verstorbene Philosoph sich mit
dem heiligen Franziskus besonders verbunden fühlte.
Norbert Hahnel verstand es, dieses Gedankengut, das der damals noch jungen
Naturschutzbewegung voranging, mit anschaulichen Beispielen und eigenen Worten
und Interpretationen zu vertiefen - und
natürlich auch auf die Besonderheit der Natur, durch die wir gingen,
hinzuweisen:
alter, ursprünglicher Laubwald, Tümpel, Quellen, seltene Pflanzengesellschaften;
seine Lieblingsbäume wurden uns auch vorgestellt.
Die Annahme oder den Glauben einer Teilnehmerin, die von einem Bekannten gehört
hatte, dass der lange Steinwall oben am Rippberg noch aus der Zeit der Kelten
stammen würde, musste Hahnel allerdings zerstören. „Diese Steine sind von den
Ur-Ur-Großvätern der Rothemänner hier aufgebaut worden.“
Auch wenn der frisch pensionierte Förster dienstlich nichts mehr mit dem Wald
im Allgemeinen und diesem Waldstück im Konkreten zu tun hat: Der Zugang und die Wertschätzung bleiben - auch
als ein Ort der Ruhe und des Auftankens – egal, ob in Momenten, in denen es ihm
gut oder nicht so gut geht. Zu seiner Frau sagte er kürzlich wohl: „Wenn
ich mal nicht zuhause bin und du mich
vermisst: Dann suche mich am besten zuerst
am Rippberg!“
Aus den Reaktionen einzelner, die an dieser Exkursion teilgenommen haben:
„Es war soooo schön!“ „Ich war richtig
beeindruckt!“
„Frühling in Vollendung in einem wunderbaren Waldstück, bei herrlichstem Wetter mit einer Gruppe netter und interessierter und offener Menschen und sehr gut
vorgetragenem und weiter philosophiertem Gedankengut von Albert-Schweitzer, den
wir heute ganz sicher besser kennen gelernt haben. Das hat einfach gepasst.“
„Einfach mal Innehalten, sich Zeit- und wahrnehmen, staunen können, Ehrfurcht haben, achten und
schützen. Manchmal muss man einfach mal wieder drauf gestoßen werden. Das war tatsächlich „drin“, was in der Ausschreibung stand: eine meditative
Waldbegehung.
Herzlichen Dank an Norbert Hahnel!“
Dieser wird in Sachen Waldführung ganz sicher nicht arbeitslos...
Text: Petra Spahn, Bilder: Daniela Möller
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