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Mädchenrealschule St. Josef
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63457 Hanau-Großauheim


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Von Kabul nach Hanau - eine Schülerin berichtet.

Shabane – Flucht bekommt ein Gesicht


Im Politik- und Wirtschaftsunterricht der 8. Klassen beschäftigen sich die Schülerinnen mit den Themen Flucht und Migration. 


Die Frage nach der eigenen Migrationsgeschichte, die Recherche zu Zahlen und Fakten, das Aneignen von Wissen zu Gründen und Begrifflichkeiten, die Auseinandersetzung mit Vorurteilen geflohenen Menschen gegenüber sind Schwerpunkte und führen immer wieder zu intensiven Diskussionen.


Um sich jedoch eine umfassende Meinung zur „Flüchtlingsproblematik“, wie es oft einseitig in Medien und Öffentlichkeit heißt, zu bilden, bedarf es neben eines fundierten Wissens auch der Begegnung mit Einzelschicksalen.


Ein erster Schritt in diese Richtung war das Kennenlernen des Lebens von Samia Yusuf Omar (siehe Artikel „Der Traum von Olympia“).

Nun folgte ein Gespräch mit Shabane. 


Shabane ist im Jahr 2015 im Alter von sechs Jahren mit ihren Eltern und einem Teil ihrer Geschwister von Kabul in Afghanistan bis nach Hanau geflohen.


Shabane antwortete mit unglaublicher Stärke und Reife auf die vielen Fragen der Schülerinnen. Sie berichtete von wochenlangem Laufen auf der Balkanroute, von endlosen Monaten in Flüchtlingscamps und der Überfahrt übers Mittelmeer in einem Schlauchboot – welches nur nicht versank, weil die damals kleine Shabane ein Päckchen Kaugummis aus ihrer Tasche zog.

Die 8. Klässlerinnen waren beeindruckt von Shabanes Erlebnissen und ihrer Stärke, mit der sie ihr Ankommen und Leben in Deutschland bisher meistert. Unglaublich, dass die 8. Klässlerinnen seit vier Jahren schon unzählige Male Shabane begegnet sind, ohne zu erahnen, welchen Weg sie schon hinter sich hat – denn: Shabane ist Schülerin unser 10. Klasse (Nov. 2024).


Wir sind ihr unendlich dankbar für ihre Offenheit und die tiefen Einblicke in ihre Flucht und ihr Leben.


Das schreiben Schülerinnen:


Marlena: „Auf mich wirkt sie sehr stark. Sie hat den Mut, ihre Geschichte weiterzugeben. Ich vermute, sie möchte den Menschen zeigen, dass die Klischees über Ausländer häufig nicht zutreffen. Außerdem wirkt sie auf mich, als hätte sie einen sehr starken Willen. Ihre Geschichte ist schlimm, aber auch gut ausgegangen. Ich denke, dies ist ein Lebensabschnitt, der sie ihr ganzes Leben prägen wird.“


Sophie: „Mich hat beeindruckt, was Shabane schon alles in ihrem jungen Leben durchmachen musste.“


Lina: “Ich finde es sehr schlimm, was sie erleben musste. Die Flucht, die ein Jahr gedauert hat, war für sie bestimmt auch anstrengend. Als sie damals nach Deutschland gekommen ist, konnte sie ja noch nicht mal Deutsch und auch das hat sie geschafft. … Aber auch das hat mir gezeigt, man kann alles schaffen.“


Finja: „Ich möchte mir von Shabanes Erfahrungen die positive Einstellung von ihr und ihrer Familie für ein neues Leben und neue Lebensabschnitte merken. Beeindruckt hat mich ihr Mindset, das sie nie aufgegeben hat. Z.B in der Grundschule, als sie diesen „Bonus“ bzw. dass Leute sie anders behandeln, nie haben wollte und dass sie immer drangeblieben ist, die deutsche Sprache zu lernen. Nach Deutschland geflohenen Menschen könnten helfen, ihnen Mut zu geben und sie herzlich aufzunehmen im Kindergarten, auf der neuen Arbeit oder auch in der Schule.“


Autorinnen: Rafael Galonska und Schulseelsorgerin Andrea Weitzel

Bilder: Rafael Galonska und Andrea Weitzel