Mädchenrealschule St. Josef
Alte Langgasse 10
63457 Hanau-Großauheim
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Erfolgreicher Kurs vermittelt Mädchen wichtige Botschaften
Vom 7. bis 10. Oktober 2024 fand in der Mädchenrealschule St. Josef für die 6. Klassen erneut ein wichtiger Kurs statt, der den teilnehmenden Mädchen fünf zentrale Botschaften vermittelte:
Der Kurs wurde von der Beratungs- und Präventionsstelle gegen sexuelle Gewalt, der Lawine e.V., durchgeführt. Die Kosten des Kurses wurden, wie in den Jahren zuvor, von der Heinrich-Sauer-und-Josef-Schmitt-Stiftung übernommen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Opfern von Gewaltkriminalität, vor allem Kindern und Jugendlichen, zu helfen.
Die Notwendigkeit solcher Kurse wird durch die alarmierenden Zahlen bewusst: Im Jahr 2023 wurden in Deutschland rund 18.500 Kinder unter 14 Jahren Opfer von polizeilich erfasstem sexuellen Missbrauch oder Missbrauchsversuchen.
Zu den fünf zentralen Botschaften des Kurses wurden verschiedene Spiele, Übungen und Gesprächsrunden durchgeführt. Die Mädchen lernten, ihre Gefühle zu erkennen und einzuordnen. Eine wichtige Erkenntnis war, dass es keine guten oder schlechten Gefühle gibt, sondern dass alle Gefühle eine wichtige Funktion haben. Besonders betont wurde, dass auch unangenehme Gefühle beachtet werden müssen, da sie Hinweise auf persönliche Grenzen geben.
Die Mädchen reflektierten gemeinsam ihre persönlichen Grenzen und wie diese, je nach Situation und Person, variieren. Einig waren sich alle: Niemand darf sie überall anfassen, und nur sehr wenige bis keine Personen dürfen sie nackt sehen.
Anhand von Situationsbeispielen lernten die Mädchen, Geheimnisse in „gute“ und „schlechte“ Geheimnisse zu unterscheiden. Schlechte Geheimnisse dürfen weitergesagt werden, und Hilfe holen ist kein Petzen. Übergriffe als Geheimnis zu deklarieren, ist eine Strategie der Täter*innen zur Geheimhaltung und zum Druckaufbau. Daher ist es wichtig zu wissen, dass Geheimnisse, die unangenehme Gefühle bereiten oder in Gefahr bringen, weitergesagt werden dürfen.
Um das Nein-Sagen praktisch zu üben, wurde ein Rollenspiel durchgeführt. Hier konnten die Mädchen in nachgespielten Szenen testen, wie sie im echten Leben Nein sagen und sich aus gefährlichen Situationen befreien können. Viele Mädchen bezeichneten dies als Highlight des Tages.
Da Übergriffe auch im Internet stattfinden, beschäftigten sich die Mädchen anschließend mit den Apps, die sie nutzen, und den Informationen, die sie dort preisgeben. Ein Video zeigte, wie man Täter*innen im Netz erkennen und sich schützen kann. Nach dem Video äußerte ein Mädchen Angst, woraufhin ein anderes Mädchen antwortete: „Gut so, das ist ja auch gefährlich!“ Es wurde besprochen, dass es wichtig ist, über die Gefahren im Netz Bescheid zu wissen und zu lernen, wie man darauf reagiert und sich Hilfe holt.
Im letzten Modul reflektierten die Mädchen, an wen sie sich wenden können, wenn sie Hilfe brauchen, und erhielten einen Flyer mit wichtigen Anlaufstellen. Zum Abschluss des Tages wählte jedes Mädchen ein Armband mit einem stärkenden Spruch aus, der sie an die wichtigen Botschaften des Tages erinnern soll.
Die Mädchen brachten sich aktiv in den Kurs ein und engagierten sich sowohl in spielerischen als auch in ernsten Momenten. Es wurde deutlich, dass viele Jugendliche Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht haben. Eine Vielzahl der Mädchen konnte Beispiele für Situationen sowohl online als auch offline nennen, in denen sie mit sexuellen Grenzverletzungen konfrontiert waren.
Das Feedback der Schülerinnen war durchweg positiv. Eine Teilnehmerin sagte: „Der Lawine Kurs hat mir sehr gut gefallen. Besonders gut hat mir gefallen, dass der Kurs abwechslungsreich gestaltet war und es viel Spaß gemacht hat. Es ging viel um unsere eigenen Gefühle. Es war toll.“
Die St. Josef Schule hat als monoedukative Schule eine große Chance, im Kontext der Präventionsarbeit gezielter auf die Bedürfnisse und Ängste von Mädchen und jungen Frauen einzugehen.
Die Mädchenschule dankt der Lawine e.V. Hanau für die wertvolle Zusammenarbeit.
Am 2. November können Sie sich am Tag der offenen Tür von 10 bis 14 Uhr selbst ein Bild von der Arbeit der Schule machen.
Autorinnen: Luisa Schmitt (Lawine e.V.) und Julia Kreutz
Bilder: Laura Born
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