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Mädchenrealschule St. Josef
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63457 Hanau-Großauheim


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100 % Mensch - Internationaler Tag gegen Homophobie am 17. Mai!!

„Wir sind alle 100% Mensch“


Die Schülerzeitung josefine hisst zum Anti-Homophobie-Tag die Regenbogenfahne vor der St. Josefschule


Lesben, Schwule, Bi, Trans, Inter, Queer oder andere sexuelle Orientierungen, kurz LGBTIQ*, sind auch in der heutigen Gesellschaft immer noch ein Tabuthema und nicht ganz toleriert und akzeptiert. „Dabei sind sie 100% Mensch wie du und ich“, sagt Kim Mehmel. Die Zehntklässlerin ist Redakteurin bei der Schülerzeitung josefine der St. Josefschule in Hanau-Großauheim. Sie hat zum internationalen Antihomophobie-Tag am 17. Mai einen Artikel geschrieben, der auf der Homepage der Schülerzeitung www.josefine-online.de veröffentlicht ist.

„Umfragen zeigen, dass Homosexuelle und andere sexuelle Orientierungen in ihrem täglichen Leben häufig unter Mobbing, Diskriminierung oder Gewalt leiden“, erklärt Kim Mehmel. In der größten Umfrage dazu mit 140.000 befragten LGBTIQ*-Personen kam die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte im Jahr 2020 zum Ergebnis: Sechs von zehn Befragten trauen sich nicht, mit ihren Partner*innen in der Öffentlichkeit Hand in Hand gehen, um Beschimpfungen zu vermeiden. In einer anderen Studie hat jeder zweite LGBTQ-Jugendliche Beleidigungen und Beschimpfungen wie Schwuchtel, Du Homo, Schwule Sau oder Lesbe erlebt, jeder Zehnte musste schon aufgrund seiner Orientierung Gewalt und körperliche Angriffe erleben.

Die josefine-Redakteurin hat für ihren Artikel eine Kollegin aus einer anderen Schülerzeitung interviewt, selbst transgender, die aus ihrem Schulalltag berichtet, dass für sie und andere eine Toilette für Menschen mit Behinderung reserviert wurde. „Alles schön und gut, aber ich komme mir seltsam vor, wenn ich als transsexuelle Person auf eine Toilette für Menschen mit Behinderung gehen muss“, sagt sie. Auch mit Mobbing habe sie Erfahrung gemacht. „Und das nicht gerade wenig, am Anfang war es besonders schlimm, wodurch ich auch einige meiner Freunde verlor“.

Die genauen biologischen Zusammenhänge für die eigene sexuelle Ausrichtung sind noch unklar. Für Janos Erkens, bis vergangenes Jahr Berater bei der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt und in dem Thema selbst engagiert, ist aber klar, dass schwul, lesbisch und andere sexuelle Orientierungen eine Variation des Menschen sind. „Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen deutlich, dass die eigene sexuelle Ausrichtung keine Einbildung, sondern durch genetische Faktoren und Umwelteinflüsse vorgegeben ist, man kann sie nicht willentlich ändern“, schreibt er den josefine-Redakteurinnen.

Warum aber ist Homophobie dann trotzdem noch so weit verbreitet, fragt Kim Mehmel in ihrem Artikel Janos Erkens. „Wir sind alle mit dem klassischen Familienbild aufgewachsen, auch Unwissenheit führt zur Angst vor dem Unbekannten“. Viele Menschen kennen Schwule und Lesben nicht selbst, sondern nur aus Gerüchten oder den Medien und hätten daher Vorurteile. Eltern, Lehrer, die Kirche, Politiker und Prominente hätten daher eine große Vorbildrolle, die Akzeptanz der Geschlechterdiversität in der Gesellschaft mit zu formen.

Auch die Redakteurinnen von josefine möchten sich mit den Menschen aus der LGBTIQ-*-Community solidarisch zeigen. Dazu fragten sie die Schulleitung, ob sie eine Regenbogenflagge am 17. Mai auf den Fahnenmast aufhängen dürften. „Wir hatten die Flagge schon letztes Jahr gekauft und wollten sie vor die Schule hängen, aber Corona machte uns einen Strich durch die Rechnung“, erzählen die beiden josefine-Redakteurinnen Viana Hoidn und Henriette Thommessen.

Dieses Jahr hat es geklappt. „Da machen wir mit“, lautete die prompte Antwort der stellvertretenden Schulleiterin Julia Kreutz auf die Anfrage. Die St. Josefschule sei zwar eine Bistumsschule und der Kirche werde häufig eine altertümliche Sexualmoral und homophobe Ansichten zum Vorwurf gemacht. „Bei uns läuft es etwas anders, wir sind seit jeher eine offene Schule. Uns ist wichtig, dass sich unsere Schülerinnen ohne Angst oder Vorurteile frei entwickeln und entfalten können – das leben wir schon sehr lange.“

Die kleine Schülerzeitung, die Corona-bedingt derzeit nur aus vier Schülerinnen aus der 8. und 10. Klasse besteht, engagiert sich seit ihrer Gründung vor 6 Jahren sozial. 2021 hatte josefine beim Hessischen Schülerzeitungswettbewerb in der Kategorie "Beste hessische Online-Schülerzeitung" den 3. Platz belegt, josefine-Redakteurin Lilli Wörner gewann mit ihrem Artikel "Weil sie 47 Chromosomen hatte", wo sie über die Ermordung eines Mädchens mit Down-Syndrom in der Euthanasie-Anstalt Hadamar berichtet, den 1. Platz in der Kategorie „Gerechtigkeit“. Dieses Jahr freut sich die Redaktion, erstmals zu den besten Schülerzeitungen Deutschlands zu gehören: im bundesweiten Schülerzeitungswettbewerb konnte josefine den 3. Platz in der Sonderkategorie „Ein Satz für eine bessere Gesellschaft“ ergattern. Anfang Juni wird in Berlin im Bundesrat feierlich die Urkunde überreicht.


Autor: Andreas Grote (und Julia Kreutz als Co-Autorin)


Schülerinnen der JOSEFINE zeigen Flagge! Die Schule macht mit!