Öffnung der Schule - Bettina-von-Arnim-Forum

Der Erste Weltkrieg in der Region

Am Dienstag, den 22.10.2019, waren die Schülerinnen und Schüler der Klassen 10G1, 10G2 und 10G3 im Rahmen des Bettina-von-Armin-Forums zu einem Vortrag eingeladen, der den Ersten Weltkrieg in der Region zum Thema hatte. Der Referent, der pensionierte Geschichtslehrer, Helmut Koch eröffnete mit seinem Vortrag die von ihm erarbeitete Ausstellung, die die Schüler im Anschluss anschauen konnten. 


„Der Erste Weltkrieg gilt noch heute als wichtiges Lernfeld für nationale und internationale Konflikte. Erinnerungskultur ist wichtig und hilfreich, wenn sie dazu führt, dass wir Gefahren aus solchen Konflikten nicht aus dem Auge verlieren.“ Diese Leitgedanken des Politikwissenschaftlers Herfried Münklers waren Ausgangspunkt und eine der zentralen Aussagen des Vortrags und der Ausstellung von Helmut Koch und bekräftigen die gegenwärtige Relevanz des Themas.


Nach einer kurzen Begrüßung durch die Schulleiterin, Frau Jutta Ramisch, begann Herr Koch seinen Vortrag mit einer kurzen Erklärung zur Entstehung des Ersten Weltkriegs und brachte den Schülern die Atmosphäre des späten Kaiserreichs nahe. Er erläuterte im weiteren Verlauf des Vortrags, dass es in Bezug auf die Kriegsbegeisterung große Unterschiede zwischen den Städten und dem Land gab. Vor allem Akademiker oder weitere Personen der Mittelschicht waren vom Kriegsausbruch begeistert; sie beeinflussten junge Männer, von denen sich viele freiwillig zum Kriegsdienst meldeten. Auf dem Land hingegen wurde der Kriegsausbruch sehr zurückhaltend aufgenommen, da die Menschen vor allem mit ihren alltäglichen Problemen, wie der Ernte oder dem Erhalt des eigenen Bauernhofes, beschäftigt waren und eine Einberufung und der mögliche Tod des männlichen Familienmitglieds eine persönliche und wirtschaftliche Katastrophe für Familie und Hof darstellen konnte.

Die den Vortag ergänzende Ausstellung erzählt nicht nur von den Schrecken des Ersten Weltkrieg sondern auch von den persönlichen Schicksalen und Erlebnissen in den Familien, von ihren Existenzängsten und extremen Lebensbedingungen in der Region in und um Homberg (Efze). Durch die eigene Familiengeschichte war bei Helmut Koch das Interesse und die Motivation geweckt worden, sich näher mit dem Ersten Weltkrieg und dessen Auswirkungen auf das Kirchspiel Remsfeld auseinanderzusetzen. So mussten aus den Dörfern des Kirchspiels, wie Reddingshausen, Schellbach, Welferode, Völkershain, Relbehausen und Remsfeld,  rund 300 Soldaten in den Krieg, fast 40 sind gefallen, viele wurden verwundet, praktisch alle damaligen Familien waren und sind betroffen. Aufgrund von Quellenfunden und intensiver Forschung liegen zu allen Kriegsteilnehmern Daten und Informationen vor, manchmal ganze Geschichten. Über 230 Feldpostbriefe und –karten wurden ausgewertet, außerdem Landkarten, Dokumente, Fotos, ein Tagebuch und Gegenstände aus der Kriegszeit, wie Orden, Ehrenzeichen, Ausrüstung, Geschirr, Bücher, gerahmte Kriegschroniken usw. Auch das Leben in den  Dörfern und die Folgen des Kriegs werden in der Ausstellung abgebildet (Themen: Trauer und Not, Fremde im Dorf, Kriegssammlungen, Schule). Die Kirche spielte eine zentrale Rolle im Dorf und für den Krieg; z. B. haben die damaligen Pfarrer regelmäßig aus der Heimat und von den Soldaten an der Front berichtet.


In einem zweiten Kurzvortrag hat Dagmar Lohmann exemplarische Erlebnisse von Soldaten aus dem Raum Fritzlar näher beschrieben. Zudem erläuterte die Referentin, die als Lehrerin an der Ursulinenschule und im Geschichtsverein Fritzlar aktiv ist, auch die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs in Fritzlar.  Anhand von Feldpostbriefen und dem Tagebuch der beiden Großväter von Herrn Matthäi, unserem Hausmeister, konnte das Kriegsleid ganz persönlich veranschaulicht werden.


Das Bettina-von-Arnim-Forum bedankt sich bei der Schulleitung, da sie mit Rat und Hilfe den Vortrag und die Ausstellung mit ermöglichte. Ein großer Dank gilt auch Herrn Koch und Frau Lohmann, da diese den Schülerinnen und Schülern einen spannenden Einblick in die Zeit des Ersten Weltkriegs gegeben haben und viele kleine Berichte und Anekdoten aus der Zeit erzählen konnten.


Kräftiger Applaus belohnte die Referenten, die ihr Auditorium in sachlicher und zugleich anschaulicher Weise in das komplexe Themenfeld eingeführt haben.


Die Ausstellung befindet sich bis zum 15.11.2019 in der Ursulinenschule; Führungen können bis dahin jederzeit nach Absprache mit Helmut Koch, Tel. 05681 71393 vereinbart werden.

 

Dagmar Lohmann, Stephan Kolle

Ursulinenschule Fritzlar


Neustädter Straße 39
34560 Fritzlar

 



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© Ursulinenschule Fritzlar

 

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