Am 5. Juli 2024 fand im Rahmen des
Bettina-von-Arnim-Forums an der Ursulinenschule in Fritzlar eine spannende
Veranstaltung unter dem Titel „ Irren ist menschlich: Warum wir uns als Konsumenten /
Konsumentinnen oft unvernünftig verhalten“ statt, die den Schülerinnen und
Schülern der Q2 tiefere Einblicke in die Welt des Marketings gewährte. Prof.
Dr. Andreas Mann von der Universität Kassel, unterstützt von seiner Tochter
Maja Mann (eine Alumna der URS), deckte in der Aula der Schule verschiedene
psychologische Tricks auf, die im Marketing eingesetzt werden. Zudem haben die
Schülerinnen und Schüler einen Einblick in ein Studium der
Wirtschaftswissenschaften mit der Vertiefung in im Bereich Marketing erhalten.
Kaufverhalten der Konsumenten und
Entscheidungsprozesse
Prof. Dr. Mann erläuterte zunächst das
Kaufverhalten der Konsumenten. Überraschenderweise, so der Experte, erfolgen 95
% unserer Kaufentscheidungen ohne nennenswerte Gedankenanstrengung. Nur 5 % der
Entscheidungen seien wirklich durchdacht. Die Informationsflut und der schnelle
Entscheidungsprozess führten dazu, dass viele Entscheidungen eher oberflächlich
mittels Heuristiken getroffen werden. Persönliche Werte und
soziale Rollen, wie die Zugehörigkeit zu Peer Groups, beeinflussten maßgeblich
das Kaufverhalten. "Wir kaufen oft Dinge, nur um Teil einer Gruppe zu
sein," erklärte Prof. Mann.
Unvernünftiges Verhalten und psychologische
Tricks
Die Gründe für unvernünftiges Verhalten beim Kauf
wurden ebenfalls beleuchtet. Dabei spielte das Konzept des Framings eine
zentrale Rolle. Durch die Rahmung von Entscheidungen kann das Marketing
bestimmte Reaktionen hervorrufen. Ein Beispiel hierfür ist das "Goal
Message Framing", bei dem eine positive Konsequenz zur Wahl von sicheren Ergebnissen
führt, während eine negative Konsequenz riskantere Entscheidungen begünstigt.
Bilder, so Prof. Mann, hätten eine besonders
starke Wirkung, da sie sehr schnell, ohne große gedankliche Kontrolle, ins
Gehirn gehen und somit unsere Entscheidungsprozesse stark beeinflussen können.
Auch der Priming-Effekt, bei dem bestimmte Schemata durch einfache Reizworte
oder Bilder aktiviert werden, die dann die Verarbeitung von (werbliche)
Informationen im Kopf von Personen beeinflussen, wurde anschaulich erläutert.
In diesem Zusammenhang wurde auch der Anker-Effekt vorgestellt, bei dem
willkürlich präsentierte Zahlen als Referenzpunkt einen Einfluss auf numerische
Urteile, wie z. B. die Preiswahrnehmung, haben.
Praktische Demonstrationen und Experimente
Die Veranstaltung war nicht nur theoretisch,
sondern auch sehr praktisch angelegt. Durch kleine Experimente konnten die
Schülerinnen und Schüler die psychologischen Tricks im Marketing selbst
erleben. So wurde beispielsweise der Endowment-Effekt verdeutlicht, bei dem der
eigene Besitz höher bewertet wird als der tatsächliche Wert einer Ware. Dies
wird im Marketing genutzt, um z. B. durch Probenutzung oder das Anfassen von
Produkten eine stärkere Bindung zum Produkt zu schaffen. Besonders im Internet,
so Prof. Mann, kann dieser Effekt beispielsweise durch Verschieben von
Produkten in den Warenkorb auf Shopping-Websites ausgelöst werden.
Dark Patterns
Abschließend wurde das Thema "Dark
Patterns" behandelt. Diese Manipulationstechniken, wie künstliche
Verknappung und zeitliche Limitierungen, werden oft verwendet, um Kaufdruck zu
erzeugen, obwohl Prof. Mann betonte, dass echte Knappheit selten existiere. Ebenso
werden oft unsinnige Kaufalternativen präsentiert, um andere Produktvarianten,
die als Zielprodukt verkauft werden sollen, positiv darzustellen. Besonders im
Internet werden diese Techniken häufig verwendet.
Die Schülerinnen und Schüler der Q2 zeigten sich
begeistert von der Veranstaltung und den neuen Einsichten, die sie in die
Funktionsweise des Marketings gewonnen hatten. Prof. Manns lebendige und
praxisnahe Darstellung der komplexen psychologischen Mechanismen hinter unseren
Kaufentscheidungen wird ihnen sicher noch lange in Erinnerung bleiben.
Stephan Kolle
FBL Leiter Aufgabenfeld 2,
Vorsitzender des Bettina-von-Arnim-Forums
Ursulinenschule Fritzlar
Neustädter Straße 39
34560 Fritzlar
Telefon: 05622 9996-0
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