Kleine Historie unserer Pfarrei

Aus Anlass des 500 jährigen Bestehens der heutigen Kirche auf dem Florenberg -1515 – 2015 - werden hier Auszüge aus der Schrift: „Die Geschichte der Pfarrei Florenberg“, verfasst von Dr. theol. Josef Leinweber im Jahre 1978, wiedergegeben. Auf die Anmerkungen wird ver-zichtet.
Im katholischen Pfarramt Pilgerzell sind noch Exemplare der Schrift von Josef Leinweber (+ 18.8.1992) erhältlich.



Die Geschichte der Pfarrei Florenberg


Die Errichtung der Pfarrei (S. 11-13)


… Sie verdankt ihre Entstehung dem Fuldaer Abt Huoggi, der von 891 bis 915 dem berühm-ten Bonifatiuskloster vorstand. Von Abt Huoggi berichtet ein alter Fuldaer Abtskatalog, ..., dass er neben den Gebeinen anderer Märtyrer auch die der hl. Flora erwarb und ihr zu Ehren auf einem Berg, der ihren Namen trägt, eine Kirche errichtete“…Als Pfarrkirche wird sie für das Jahr 1030 bezeugt. Damals schenkte sie der Fuldaer Abt Richard neben anderen Besit-zungen dem neugegründeten Kloster Neuenberg bei Fulda, um es noch besser auszustatten… Wie erwähnt, erbaute Abt Huoggi von Fulda um 900 die Kirche auf dem Florenberg, und sein zehnter Nachfolger, Abt Richard, schenkte sie 1030 dem Kloster Neuenberg. Daraus ergibt sich, dass bis 1030 der Abt von Fulda und dann der Propst von Neuenberg das Patronatsrecht über sie besaß. 1509 wurde die Pfarrkirche Florenberg der Propstei Johannesberg bei Fulda inkorporiert, wodurch das Patronatsrecht an den dortigen Propst kam. Dieser übte es bis zur Aufhebung der Propstei Johannesberg im Jahre 1802 aus. Seitdem untersteht die Pfarrei Flo-renberg unmittelbar dem Bischof von Fulda“.


Die Ausdehnung der Pfarrei (S. 13-17)


Nach der 1763 im Auftrag des Fuldaer Fürstbischofs Heinrich von Bibra durchgeführten Visitation gehörten zu ihr folgende Dörfer, Weiler und Höfe: Edelzell, Bronnzell, Kohlhaus, Künzell, Dirlos, Pilgerzell, Keulos, Löschenrod, Welkers, Eichenzell, Lingeshof, Engelhelms, Steinhauck, Harzberg, Bachmühle und Florenberg“. … Für die sogenannte Unterpfarrei, d. h. die Dörfer Eichenzell, Welkers und Löschenrod, lässt sich die Zugehörigkeit zur Pfarrei Florenberg bereits 1395, für Eichenzell allein sogar schon 1340 urkundlich belegen. Nachdem … ihre Seelenzahl um die Mitte des 18. Jahrhunderts etwa zwei Fünftel der Seelenzahl der Gesamtpfarrei betrug, lag es, … nahe, sie von der Pfarrei endgültig abzutrennen und zur selbständigen Pfarrei zu erheben. Am 30. November 1784 bat Pfarrer Heucken den Bischof von Fulda wegen der zunehmenden Seelsorgsarbeit in der Unterpfarrei um die Anstellung eines Kaplans. Zwar würde, teilte er mit, ein Franziskaner vom Frauenberg sonntags einen Gottes-dienst in Eichenzell für die Bewohner der drei Dörfer halten, aber die übrige Seelsorge sei keineswegs ausreichend. Neben dem Pfarrdorf wurden ihr die Dörfer Löschenrod und Welkers sowie der Lingeshof und die Gerbachshöfe zugewiesen. (Die Pfarrei Eichenzell wurde am 7. Juni 1785 errichtet) Das starke Anwachsen der Gemeinden Künzell und Bachrain in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und die damit gegebene Unzulänglichkeit der räumlichen Verhältnisse der Pfarrkirche auf dem Florenberg führten zum Bau einer Kirche in Künzell, die am 28. August 1901 zu Ehren des hl. Antonius von Padua konsekriert wurde... Die am 1. August 1908 errichtete Pfarrkuratie St. Antonius in Künzell wurde schließlich am 14. Mai 1912 zur Pfarrei erhoben. Nachdem der Ort Bachrain bereits 1926 eine eigene Kirche erhalten hatte, wurde dort am 1. September 1959 eine Pfarrkuratie errichtet, die am 1. Januar 1972 zur Pfarrei erhoben wurde.
Nachdem die Pfarrkirche auf dem Florenberg auch für die restlichen zu ihr gehörenden Gemeinden nicht mehr ausreichend war, wurde zunächst an eine Erweiterung gedacht, seit Ende der fünfziger Jahre jedoch die Errichtung einer Kirche in Pilgerzell und einer weiteren zwischen den beiden Gemeinden Edelzell und Engelhelms geplant. Die Kirche in Pilgerzell wurde am 5. September 1965 zu Ehren der H1. Dreifaltigkeit konsekriert und am 20. Dezember 1967 mit Wirkung vom 1. Januar 1968 zur Pfarrkirche der Pfarrei Florenberg erhoben“. Gleichzeitig wurde die Pfarrei Florenberg umbenannt in „Pfarrei zur Hl. Dreifaltigkeit in Pilgerzell. Die Pfarrei Pilgerzell führt somit die über tausendjährige Tradition der Pfarrei Florenberg weiter. Die alte Pfarrkirche auf dem Florenberg erhielt den Rang einer Nebenkirche der Pfarrei Pilgerzell. Ebenfalls am 20. Dezember 1967 wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1968 … die Pfarrkuratie „Christ-könig" in Edelzell-Engelhelms errichtet“, nachdem auch dort die Bevölkerung erheblich zugenommen hatte und bereits mit dem Bau einer Kirche begonnen worden war. Diese wurde am 27. Oktober 1968 geweiht ...Das Anwachsen der Seelenzahl der Pfarrei Florenberg seit dem 18. Jahrhundert und die sich daraus ergebende Notwendigkeit der Aufteilung ihres Gebietes in mehrere Pfarreien ist aus folgender Statistik deutlich ersichtlich:

 
Jahr 1763 1891 1903 1909 1947 1957 1967
Pilgerzell 182 687 600 635 1164 - -
Dirlos 111 269 271 293 536 - -
Edelzell 79 147 155 224 507 - -
Engelhelms 112 279 284 283 533 - -
Bronnzell 153 291 280 294


Kohlhaus 75 114 91 122


Künzell 130 316 460



Keulos 54 139 130



Bachrain 5 311 350



Eichenzell 310





Welkers 150





Löschenrod 150





Gesamtzahl 1511 2553 2621 1851 2740 2861 3649
Mitglieder






Die Pfarrkirche auf dem Florenberg (S. 17-26)

Die erste Kirche auf dem Florenberg wurde … um 900 von dem Fuldaer Abt Huoggi errichtet und der hl. Flora geweiht, die dem Berg den Namen gab. … Von der ersten Kirche ist nichts erhalten geblieben. …Nachdem jedoch die älteste Kirche der hl. Flora allein, die Vorgängerin der 1362 geweihten Kirche (= die 3. Kirche) hingegen auch dem hl. Kilian und dem hl. Bar-tholomäus geweiht war, ergibt sich daraus, dass nach dem Kirchenbau aus der Zeit um 900 und vor dem von 1362 zu unbekannter Zeit ein weiterer(= die 2. Kirche) errichtet wurde. Die Erklärung dafür, dass diese jüngere Kirche bei der Weihe neben der hl. Flora auch den hl. Kilian als Patron erhielt, ist sehr einfach. Bereits im Hochmittelalter suchten die Fuldaer Äbte die geistliche Oberhoheit des Bischofs von Würzburg in der näheren Umgebung ihres Klosters auszuschalten und sich selbst in ihren Besitz zu bringen, was ihnen nach und nach mit der Politik der kleinen Schritte auch gelang. Als nun in diesem Gebiet die Weihe einer neuen Kir-che anstand, bei der der Fürstabt den Bischof von Würzburg als immer noch zuständigen Diö-zesanbischof nicht umgehen konnte, benutzte dieser die Gelegenheit, seine Rechte deutlich zu machen, indem er die Kirche auf dem Florenberg neben der hl. Flora auch dem hl. Kilian, dem Patron des Bistums Würzburg, weihen ließ. ….. Wie bei den baulichen Maßnahmen im 14. Jahrhundert ließ man auch beim völligen Neubau der Kirche zu Beginn des 16. Jahrhunderts (= 4. Kirche) den Turm stehen. Dieser Kirchenbau, der sich im Wesentlichen bis heute erhalten hat, wurde von dem Johannesberger Propst Melchior Küchenmeister durchgeführt, der, …, 1509 die Inkorporation der Pfarrei Florenberg zugunsten seiner Propstei erlangt hatte. Nach einer Inschrift….wurde der Bau 1511 begonnen. 1515 wurde er einem Schlussstein über dem nördlichen Seitenportal und einem weiteren Stein über dem Chorbogen zufolge, die beide das Wappen Küchenmeisters tragen, vollendet. Die Weihe erfolgte … am 3. Mai 1516 durch den Würzburger Weihbischof Johann Pettendorfer. …. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die neue Kirche nun dem hl. Kilian allein geweiht war und die hl. Flora nicht einmal mehr wenigstens Patronin eines Altares war. Den Propst Küchenmeister hinderte das allerdings nicht, der Patronin des Florenberges auch weiterhin Geltung zu verschaffen. … Ihrem „Recht“ trug er auch dadurch Rechnung, dass er sie auf dem für die neue Kirche geschaffenen Sakramentshäuschen neben dem hl. Kilian darstellen ließ. 100 Jahre später, als die geistliche Oberhoheit des Würzburger Bischofs im Fuldaer Hochstift völlig beseitigt war, wurde auch das Kilianspatrozinium der Florenberger Kirche zeitweise ganz verdrängt….Der einzige grö-ßere Einrichtungsgegenstand der spätmittelalterlichen Kirche, der in die neue Kirche über-nommen wurde, scheint der Taufstein gewesen zu sein. Nach dem Wappen, das er trägt, und dem ihn umgebenden Spruchband wurde er 1500 von den Herren von Ebersberg, die inner-halb der Pfarrei Florenberg reich begütert waren, gestiftet. Er ist neben dem erwähnten Sak-ramentshäuschen und der Altarmensa, die auf der Rückseite die Jahreszahl 1516 trägt, das einzige Inventar der Kirche, das sich aus der Zeit ihrer Erbauung erhalten hat. 



Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Pfarrkirche (S. 32-35)

Seit alters besitzen Pfarrkirchen … eine eigene Vermögensmasse, die aus Kapitalien, Renten und Liegenschaften besteht. Nach der Pfarrbeschreibung von 1779 besaß die Pfarrkirche auf dem Florenberg an Liegenschaften den ganzen Florenberg nebst dem daran gelegenen Wäldchen, das „Kerle“ genannt. Die Nutznießung der Liegenschaften hatte jedoch der Pfarrer. In die Kirchenkasse floss nur der Erlös aus dem jährlich im Kerle geschlagenen Holz. Dazu besaß die Pfarrkirche Fruchtzinsen von verschiedenen Lehensäckern in Künzell, Bronnzell, Dirlos und Haidhof bei Keulos,… Von verschiedenen Grundstücken in Dipperz, Keulos, Friesenhausen und Schackau bei Kleinsassen erhielt die Pfarrkirche Geldzinsen …Von diesen Einkünften musste die Unterhaltung des Inneren der Kirche und der übrigen Pfarrgebäude sowie ein Teil der Besoldung des Pfarrers bestritten werden. Zur Unterhaltung des Äußeren der Kirche dagegen wie auch der übrigen Pfarrgebäude und der Pfarrgrundstücke waren sämt-liche Eingepfarrten bzw. Grundbesitzer innerhalb der Oberpfarrei verpflichtet, die außerdem die erforderlichen Frondienste zur Unterhaltung sowohl des Kircheninneren als auch des -äußeren zu leisten hatten. Diese Pflicht der sogenannten Pfarrbauumlage musste, da sie auf Grund und Boden lastete, selbst von denen geleistet werden, die nicht katholischer Konfessi-on waren, aber Grundbesitze innerhalb der Pfarrei hatten. Die Pfarrbauumlage bestand bis in die Gegenwart und wurde erst mit Wirkung vom 1. Januar 1971 aufgehoben. Als Ausgleich für den Verlust wurde den Kirchengemeinden, in denen die Pfarrhauumlage bestand, am 3. Dezember 1970 vom hessischen Kultusminister auf drei Jahre das Recht zugestanden, eine erhöhte Abgabe nach den Grundsteuermessbeträgen als Ortskirchensteuer zu erheben…


Die Inhaber der Pfarrei seit Errichtung des Bistums Fulda 1752

(zusammengestellt aus der Schrift „Die Geschichte der Pfarrei Florenberg von Josef Leinweber)

Mitglieder des Klosters Fulda
Sixtus Kallenbach, OSB 14.06.1741 – 15.08.1776 + 22.07.1780
Karlmann Heucken,OSB 16.08.1776 – 21.07.1803 + 28.03.1824
Magnus Bott, OSB 31.07.1803 – 17.12.1805 +17.12.1805

Nach der Auflösung des Klosters 1802 folgten Priester des Bistums Fulda als Pfarrer:

Balthasar Joseph Trainer 08.04.1806 – 31.12.1822 + 07.10.1837
Konrad Peter Franz Schiffhauer 18.02.1823 – 09.04.1824 + 09.04.1824
Johann Nensel 14.07.1824 – 16.06.1857 + 16.06.1857
Johann Christof Emmerling 16.10.1857 – 23.03.1875 + 23.03.1875

11 Jahre kein Pfarrer auf dem Florenberg (Kulturkampf)


Wilhelm Malkmus 03.07.1886 – 31.03.1895 + 27.10.1907
Joseph Weber 22.04.1895 – 31.10.1913 + 18.06.1937
Ferdinand Böschen 06.12.1913 – 20.11.1918 + 20.11.1918
Joseph Nüdling 09.01.1919 – 30.11.1952 + 30.11.1952
Paul Wehner 01.07.1953 – 30.09.1989 + 28.05.1996

Paul Wehner war der letzte Pfarrer auf dem Florenberg und der erste Pfarrer in Pilgerzell.


Die Kapläne der Pfarrei Florenberg zwischen 1953 und 1967

Werner Grebener 1953-1955 + 27.05.1983
Hans-Joachim Bettinger 1955-1958
Eugen Pfahls 1958-1960 + 20.05.2005
Peter Huigen 1960-1964
Johannes Reiter SVD 1964-1965 (Steyler Missionar)
Josef Leinweber 1965-1967 + 18.08.1992

Am 5. September 1965 wurde die neue Kirche in Pilgerzell zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit geweiht und am 1. Januar 1968 zur Pfarrkirche der Pfarrei Florenberg erhoben. Gleichzeitig wurde die Pfarrei Florenberg umbenannt in „Pfarrei zur Hl. Dreifaltigkeit in Pilgerzell“. Die Pfarrei Pilgerzell führt somit die über tausendjährige Tradition der Pfarrei Florenberg weiter. Die alte Pfarrkirche auf dem Florenberg erhielt den Rang einer Nebenkirche der Pfarrei Pilgerzell. (S. 16)

Die Pfarrer und Kapläne der Pfarrei Hl. Dreifaltigkeit Pilgerzell
(aus dem Archiv der Kath. Kirchengemeinde zusammengestellt)

Paul Wehner 05.09.1965 – 30.09.1989;  + 28.05.1996
Alfred Döppenschmitt, 01.10.1989 – 31.08.1997; + 08.10.2023
Andreas Frisch, Pfarrer in Edelzell/Engelhelms, als Pfarradministrator 01.09.1997 – 30.09.2005
Stephan Becker, Kaplan 01.09.1997 – 31.07.1998
Michael Möller, Kaplan 01.08.1998 – 31.07.2002
Lorenz Trost, Pater, Franziskanerkloster Frauenberg, mit ½ Kaplansstelle 01.08.2002 – 30.08.2004; + 22.04.2021
Matthias Kircher, Pater, Franziskanerkloster Frauenberg, mit ½ Kaplansstelle 01.09.2004 – 31.08.2005; + 24.11.2015
Bernhard Preis, 01.09.2005 – 15.02.2010
Dr. Ifeanyi Emejulu als Subsidiar 16.02.2010 – 30.09.2010 und als Pfarradministrator 01.10.2010 – 30.08.2012
Jürgen Klein, Pfarrer in Bachrain, als Pfarradministrator 16.02.2010 – 30.09.2010 und 01.09.2012 – 31.01.2013
Winfried Hahner 01.02.2013 - 31.08.2021
Prof. Dr. Richard Hartmann, Theol. Fakultät Fulda, September 2002 - 2023

Dr. Innocent Oyibo, seit 15.09.2021