Auf dieser Seite finden Sie in der Regel Gedanken zum Sonntag oder eine ausformulierte Predigt sowie ein Segensgebet.

Die Predigten hier können in Form und Inhalt von den Predigten im Gottesdienst abweichen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

Gründonnerstag

28. März 2024

Gedanken zum Sonntag
Segen

Manche Menschen gehen hin und wieder zur Fußpflege.

Die Fußnägel werden geschnitten.

Das Hühnerauge, eine Druckstelle oder ein Dorn bearbeitet,

die Hornhaut entfernt, am Fuß gefeilt.

Das hört sich und fühlt sich in Teilen unangenehm an – und ist es auch.

Das Schönste an der Fußpflege ist die abschließende kurze Fußmassage.
Wie schön wäre es, wenn die Fußpflege nur aus dieser Massage bestehen würde...

Eine „Fußpflege“ der besonderen Art wird uns vom Evangelisten Johannes überliefert. Eine Fußwaschung wird erzählt.


Fußwaschung – das war in der Antike, ein praktisches Handeln.

Der Staub der Straße musste von den Füßen der Gäste gewaschen werden.

Eine Handlung, die am Beginn des Besuches steht,
ein Dienst, den die Angestellten, die Sklaven ausüben.
Ein Dienst von denen, die untergeordnet waren, an denen,
die gesellschaftlich über ihnen standen.

Wir hören, dass Jesus den Jüngern die Füße wäscht.


Ist es nur ein Ritual?

Ist es ein Beispiel für die Umkehrung der gesellschaftlichen Ordnung?

Oder steht noch etwas anderes, etwas mehr dahinter?

Die Fußwaschung zur Zeit Jesu ist, so habe ich gelesen, auch ein Akt der Zuneigung zu einem Menschen, ein Erweis, ein Zeichen der persönlichen Zuwendung, der Wertschätzung dem anderen Menschen gegenüber.

Es ist ein Detail, das dies für mich deutlich macht.

Jesus vollzieht die Fußwaschung nicht am Anfang des Treffens,
sondern Jesus wäscht den Jüngern während (!) des Mahls die Füße.

Nicht zu Beginn, nicht, wenn die Gäste ankommen, wie es üblich ist.

Während des Mahls steht er auf und vollzieht diesen Dienst.

Damit hebt die Bedeutung der Fußwaschung Jesu
von der üblichen Bedeutung als Reinigungsritual ab.

Er zeigt: Dienst, Zuwendung zu einem anderen, kann immer geschehen,
mitten im alltäglichen Tun.

Die Zuwendung zum anderen darf Gewohntes unterbrechen
und ist immer dann zu tun, wenn es nötig ist.
Akute Hilfe, spontane Zuwendung ist hier gegeben,
nicht geplant, formal und rituell eingetaktet.


Und noch etwas macht Jesus deutlich:

Jesus zeigt, dass Gott sich uns in einer Liebe zuwendet,
die das Bodenlose nicht scheut.

Es ist eine Liebe, die vor niemandem Halt macht.

Jesus wäscht allen Jüngern die Füße.
Petrus, Andreas, Johannes, Thomas, allen anderen, auch Judas.

Auch der, der ihn verrät, erfährt die Zuwendung und Liebe Jesu.

Auch der Sünder, die Sünderin, der sündige und sündhafte Mensch,
erfährt die Zuwendung Jesu. Damals wie heute.

Zuwendung Gottes am Beispiel der Fußwaschung.

Am Ende geht es nicht um die Füße.
Es geht nicht um ein Ritual.

Fußwaschung ist schon gar keine Fußpflege.

Sie ist auch kein Vorbild für:
Wir müssen nur ein bisschen „gut sein“ zu anderen, und alles läuft.

Fußwaschung im Sinne Jesu will mehr.

Sie ist Ausdruck der bedingungslosen, großzügigen Liebe Gottes zu uns.


Und Vorbild für uns:

Fußwaschung wie Jesus sie praktiziert, ist eine Haltung, eine Art,
dem, einem anderen Menschen gegenüber zu begegnen.


Diese Zuwendung Gottes wird in der Eucharistie ebenso gezeigt:

Wir erinnern heute an das Mahl, das Jesus mit den Jüngern gefeiert hat.

Das „Letzte Abendmahl“, die Paschafeier des Judentums, wird von Jesus weiter geführt und mit neuem Inhalt gefüllt.

Er schenkt sich uns und tritt in den Zeichen von Brot und Wein,
in besondere Beziehung zu denen, die mitfeiern.

So wird das Abendmahl damals - und so soll und kann jede Eucharistiefeier heute ein Beziehungsgeschehen sein.

Jesus Christus schenkt sich uns.

Jesus Christus tritt durch seine Worte, sein Handeln, durch Brot und Wein, in Beziehung zu uns. Und wir umgekehrt in Beziehung zu ihm.

Gott macht sich in gewisser Weise klein.

Er krümmt seinen Rücken.

Er legt sich in unsere Hände.

Er vertraut sich uns an.


Der Gründonnerstag,

die Fußwaschung,

die Feier der Eucharistie,

ist Ausdruck der Haltung Gottes zu uns Menschen.


Er drückt damit seine Beziehung zu uns aus.

Fußwaschung und Eucharistiefeier werden damit zu einem Beziehungsgeschehen.

Ein Geschehen, das sich im Alltag fortsetzen möchte.

Ein Geschehen, das alle Menschen einschließt. Ein Geschehen, dass mir sagt, dass Gott in Beziehung zu mir steht.


Dass er mir nahe sein will, dass er sich mir schenken will.

Ich darf es an mir geschehen lassen.

Ich darf Gott nahe kommen lassen.

Und: Er lädt mich ein, es ihm nachzutun.

Wir sind eingeladen, in Beziehung zueinander zu treten.

In der Haltung der Zuwendung einander zu begegnen.

Mitten im Alltag.

Die drei Österlichen Tage bilden einen zusammenhängenden Gottesdienst.

Am Ende des Gründonnerstags wird daher kein Segen gespendet,

die Liturgie beginnt ohne Kreuzzeichen und endet ebenfalls ohne Segensritus.

Am Ende der Osternacht bzw. am Ende des Ostergottesdienstes wird dann der Segen zum Osterfest gespendet.