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Bistum Fulda

Priester, Prinz und politischer Mensch

Sonderausstellung zum Gedenken an Max von Sachsen

Dresden/Fulda (mb/bpf). „Prinz Max von Sachsen in den Wirren des 20. Jahrhunderts. Königssohn, Priester und politischer Mensch.“ Unter diesem Titel findet eine Sonderausstellung zu Prinz Max von Sachsen (1870-1951) statt, die noch bis 3. November im Pillnitzer Schlossmuseum zu sehen ist. Prinz Max war ein katholischer Priester und machte sich als Theologe und Geisteswissenschaftler – vor allem als Ostkirchenforscher – einen Namen. In seinem ereignisreichen Leben arbeitete er unter anderem für eine Theologie des Friedens und engagierte sich als Vegetarier für den Tierschutz. Frühzeitig warnte er öffentlich vor dem aufkommenden Nationalsozialismus und dem Antisemitismus. Seine Bescheidenheit blieb vielen Zeitgenossen im Gedächtnis. Die Ausstellung wurde von Studenten der Theologischen Fakultät Fulda und Kirchenrechtler Prof. Dr. Bernd Dennemarck mit vorbereitet.

Max von Sachsen vermachte in seinem Testament von 1948 alle ihm gehörenden Paramenten (liturgische Textilien) sowie seinen Primizkelch an sein Heimatbistum Meißen (heute Bistum Dresden-Meißen). Bei seinem Tod 1951 schienen die politischen Verhältnisse dazu wenig geeignet. Im Rahmen des Gedenkaktes soll dieser Teil des Testaments nun feierlich vollzogen werden: Paramenten und Primizkelch aus dem Besitz von Prinz Max von Sachsen kehren damit in das Bistum Dresden-Meißen zurück. Im Rahmen der Heiligen Messe werden Prinz Alexander und Prinzessin Gisela von Sachsen gemeinsam mit Prof. Zschaler – in Vertretung der Präsidentin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt – Kelch, Patene und die Stola des Primizgewandes stellvertretend für das Erbe zum Altar bringen. Die Eigentumsübertragung wird mit dem Ende der Sonderausstellung wirksam.


Prinz Maximilian von Sachsen (1870–1951)
Max von Sachsen (eigentlich: Maximilian Wilhelm August Albert Prinz von Sachsen) wurde am 17. November 1870 in Dresden als dritter Sohn des Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen (seit 1902 König von Sachsen), geboren und starb am 12. Januar 1951 in Fribourg (Schweiz).
Seine Kindheit und Jugend verbrachte er am Dresdner Königshof. Nach seinem Abitur 1888 absolvierte er den Militärdienst und studierte anschließend in Freiburg im Breisgau und Leipzig Rechtswissenschaften, Geschichte und Nationalökonomie. 1892 wurde er an der Universität Leipzig summa cum laude zum Doktor beider Rechte promoviert. Er nahm für kurze Zeit erneut seine Militärlaufbahn auf, wechselte aber schon bald darauf an das Bischöfliche Lyzeum in Eichstätt – eine Vorgängerinstitution der heutigen Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt –, wo er von 1893 bis 1896 Philosophie und Theologie studierte und im Bischöflichen Priesterseminar wohnte. 1896 wurde er vom Dresdner Titularbischof und Apostolischen Vikar Ludwig Wahl zum Priester geweiht und verzichtete in diesem Zusammenhang auf seine Rechte an der sächsischen Krone.
Nach kurzen seelsorgerlichen Tätigkeiten in London-Whitechapel/England und in Eichstätt wurde er nach mehrmonatigem Aufenthalt an der Universität Würzburg im Herbst 1898 zum Doktor der Theologie promoviert. Von 1898 bis 1900 war er Kaplan in Nürnberg, wo er bescheiden im Arbeitermilieu lebte und Unterstützungsleistungen aus dem sächsischen Königshaus den Armen zu Gute kommen ließ. Trotz dieses Engagements wurde er von der politischen Linken wiederholt angegriffen.
Im Jahr 1900 wurde Max von Sachsen an die Theologische Fakultät der katholischen Universität Fribourg/Schweiz als außerordentlicher, ab 1908 als ordentlicher Professor des neu geschaffenen Lehrstuhls für Kirchenrecht und Liturgik berufen, den er bis 1911 innehatte. 1902 leistete er dem letzten in Fribourg zum Tode Verurteilten geistlichen Beistand. Er beschäftigte sich intensiv mit den Riten der Ostkirche und den östlichen Sprachen wie Armenisch und Kirchenslawisch, unternahm dazu ausgedehnte Forschungsreisen, arbeitete mit an einer Sammlung von Texten christlicher Autoren in syrischer, armenischer, georgischer, koptischer, altäthiopischer, arabischer und kirchenslawischer Sprache. Schließlich trat er mit einem Aufsatz im November 1910 für die Einheit von Ost- und Westkirche ein, unter unveränderter Aufrechterhaltung ihrer Rechte und ihrer Selbständigkeit. Das wurde sehr kontrovers diskutiert und Papst Pius X. wies seine Auffassungen in einem Schreiben an alle Bischöfe zurück. Obwohl es keine formale kirchliche Verurteilung gab führten diese Ereignisse zum Ende seiner ersten Zeit an der Universität Fribourg.
Von 1910 bis 1914 wirkte er während der Semesterferien am Priesterseminar der ukrainisch-katholischen Kirche in Lemberg, einer orthodoxen Kirche, die mit der römisch-katholischen Kirche uniert ist, aber den griechisch-byzantinischen Ritus beibehält. Dort hielt er Vorlesungen über die liturgischen Riten der Ostkirche. Von 1912 bis 1914 hatte er außerdem eine Lehrstelle für Liturgie am Kölner katholischen Priesterseminar inne.
Im Ersten Weltkrieg war Max von Sachsen als Feldgeistlicher an der Westfront in Belgien und Frankreich, später als Lazarett-Geistlicher in Zeithain bei Riesa eingesetzt. Unter dem Eindruck des Grauens und der deutschen Kriegsverbrechen an der belgischen Zivilbevölkerung verstärkte sich seine pazifistische Haltung. Unter anderem prangerte er – trotz des Umstandes, dass das Osmanische Reich mit dem Deutschen Reich verbündet war – den Völkermord an den Armeniern an. Im Juni 1916 musste er wegen seiner deutlichen Kritik an den Praktiken der deutschen Streitkräfte in Belgien und Frankreich aus dem Militärdienst ausscheiden. Interniert im Alten Jagdschloss in Wermsdorf, widmete er sich in Sachsen der Seelsorge und seinen Studien. Er arbeitete weiterhin für eine Theologie des Friedens; außerdem engagierte er sich für den Tierschutz und war selbst Vegetarier, abstinent und Tabakgegner.
Nach Kriegsende und dem Untergang der Monarchie hielt Max sich in Sibyllenort (Schlesien) auf und ging dann als Seelsorger nach Bayern. Ab 1921 lehrte er wieder in Fribourg, und zwar an der Philosophischen Fakultät, wo er einen Lehrstuhl für „Orientalische Kulturen und Literaturen“ innehatte. 1923/24 war er dort Dekan. Durch die – von ihm abgelehnte – Ehrung mit dem Titel eines Päpstlichen Hausprälaten erfolgte faktisch die Rücknahme des Vorwurfs, Modernist zu sein, und die kirchliche Rehabilitation.
Frühzeitig warnte Max von Sachsen öffentlich vor dem aufkommenden Nationalsozialismus und dem Antisemitismus. Bis 1937 hielt er auch in vielen deutschen Städten Vorträge zum Frieden, zur Lebensreform, zum Vegetarismus und zum Tierschutz. 1941 emeritiert, war er weiterhin Honorarprofessor der Universität Fribourg. Wegen seines Aussehens und seiner aus Sparsamkeitsgründen abgetragenen Kleidung galt er im Alter als eine der markantesten Persönlichkeiten Fribourgs, von vielen Mitbürgern als neuer Franziskus von Assisi und Heiliger verehrt.
Max von Sachsen starb am 12. Januar 1951 nach kurzer Krankheit in der Fribourger St. Anna Klinik und wurde auf dem Friedhof der Kanisius-Schwestern in Bürglen, deren Hausgeistlicher er war, bestattet.

26.04.2019


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