9. April 2023

Brüder und Schwestern!

Eckige Wassermelonen? Das hört sich für die meisten von uns wahrscheinlich nach einer unsinnigen Aneinanderreihung von zwei Begriffen an. Und doch gibt es sie: Vor einigen Jahren erfanden Landwirte aus Westjapan das neue Melonenformat, um das Umherrollen der Früchte zu verhindern, das Schälen zu erleichtern und einen platzsparenden Transport zu ermöglichen. Ein eckiger Glaskasten zwängt die wachsenden Früchte in ihre unnatürliche Form.

Die Züchtung eines „quadratisch-praktischen“ Gottes läuft ebenfalls auf Hochtouren. Ist von Gott die Rede, kann ich mich vielfach des Eindrucks nicht erwehren, daß auch er in handhabbare Formen gegossen werden soll: Zum „lieben Gott“, der nicht wehtut, gezähmt wird oder in die Lücken gefüllt wird, für die uns im Augenblick kein anderes Mittel zur Hand ist. Daß Gott so in unserem Reden und Denken oft zu einem Schatten seiner selbst und unermeßlich langweilig wird, dürfte wohl ein Grund sein, warum sich nicht mehr allzu viele auf die Suche nach diesem faszinierenden Wesen begeben.

An Ostern überrascht uns Gott. Nicht am Ende der Zeiten, nicht im fernen Himmel ersteht er zum neuen Leben, sondern an einem Ort mit Längen- und Breitengrad innerhalb unserer Zeitrechnung. Nicht symbolisch, sondern real und materiell. „Glaubst Du das?“, möchte Christus von Martha wissen. An der Beantwortung dieser Frage hängt unser Glaube, billiger ist er nicht zu haben.

Ich wünsche Euch und Euren Familien gesegnete Ostern und den Mut, Gott in seiner „natürlichen Form“ zu lassen, auch auf die Gefahr hin, daß er uns unhandlich bleibt, weil er so viel größer ist als wir. Vielleicht ist das die beste Gewähr dafür, daß wir ihm ein Leben lang suchend und ausschauend auf den Fersen bleiben. Und in dieser Suche ihm entgegen – und über uns hinauswachsen.

Gern begebe ich mich selbst – gemeinsam mit Euch – auf diese Suche und bitte für meinen Leitungsdienst als Administrator von St. Kilian um Euer großzügiges und stetes Gebet, welches ich Euch gleichermaßen verspreche.

Euer

Pfarrer Sebastian Bieber, Pfarradministrator