| Die Malschule des Klosters Fulda erreicht unter Abt Hrabanus Maurus in der Mitte des neunten Jahrhunderts eine erste Blüte. In den erhaltenen Werken sind die unterschiedlichen Einflüsse erkennbar, die zur Entwicklung eines Fuldaer Stils beigetragen haben. Aus dem angelsächsischen Raum wird die Ausschmückung der Seiten und einzelner Buchstaben mit dekorativen Ornamenten übernommen (vgl. Bild 17). Der Übergang zu figürlichen Darstellungen dürfte dagegen auf das Vorbild der Hofschule Karls des Großen zurückgehen. Evangelistenbilder der Evangeliare in Würzburg und Erlangen sowie die Darstellungen im „Lobe des heiligen Kreuzes“ geben davon Zeugnis (vgl. Bild 11 und Bild 12). Im Lauf des 10. Jahrhunderts legen die Fuldaer Mönche ihrer Tätigkeit in der Schreib- und Malschule eine andere Überzeugung zugrunde. Statt sich vor allem um die Überlieferung von Texten zu bemühen, legen sie jetzt größeren Wert auf die reiche Ausstattung der biblischen und liturgischen Bücher. Stilistisch knüpfte man zunächst an die im Kloster vorhandenen karolingischen Handschriften an. Das früheste erhaltene Zeugnis für dieses Bemühen ist eine vor 930 entstandene „Vita Bonifatii“, die Bischof Tuto von Regensburg († 930) geschenkt wurde. Nach der Jahrhundertmitte entstanden, zumeist als Auftragsarbeiten, eine Reihe von herausragenden Sakramentaren, die heute u.a. in Göttingen (vgl. Bild 18 und Bild 19), Udine, Rom und Bamberg bewahrt werden. Die wichtigsten Feste des Kirchenjahres werden in diesen Sakramentaren mit aufwendigen Miniaturen ausgestattet. Wichtige Teile der Liturgie werden hervorgehoben, indem der jeweilige Text in Goldschrift auf einem Purpurgrund aufgezeichnet wird. Das späteste erhaltene Sakramentar, das in Fulda hergestellt wurde, stammt aus der Zeit zwischen 1015 und 1025. |