Liebe
Maria! 15. August
Es fällt mir schwer
auszudrücken, was ich Dir alles sagen möchte, was mein Herz fühlt, wenn
von Dir, heilige Maria, die Rede ist.
Ich möchte Dir heute vor allem
aus tiefstem Herzen ein lautes Danke sagen. Der Engel hat dir in Deinem
Leben mächtig dazwischengefunkt. Gott hat Dich ausgewählt, die Mutter
unseres Herrn zu werden. Aber er hat nicht einfach über Dich verfügt.
Nur mit Deinem ausdrücklichen Ja-Wort sollte es so geschehen.
Und Du
hast Ja und Amen gesagt zu diesem großartigen Plan Gottes. Deine eigenen
Lebenspläne hast Du Dir durcheinanderwirbeln lassen und Dich ganz und
gar in den Dienst Gottes gestellt. Dass dies nicht immer nur ein
Zuckerschlecken war, das wissen wir aus den Evangelien.
Durch die Wahl Gottes bist Du wirklich in andere Umstände gekommen, aber nicht nur im Bauch, sondern auch im Kopf.
Du
hast Dich von Deiner Umgebung, von Deiner Verwandtschaft und allen
Bedenkenträgern nicht verrückt machen lassen, sondern Du hast Dich von
Gott selbst verrücken lassen, dorthin, wo er Dich brauchte.
Wie groß
Deine Freude über das große Erbarmen Gottes war, schildert uns das
heutige Evangelium. Elisabet jubelt laut, als sie Dich in ihrem Hause
begrüßen darf, und Du lässt Dich von ihrem Jubel geradezu anstecken.
Dein Jubellied, das „Magnificat“, ist ein ganz leidenschaftlicher, begeisterter und begeisternder Ausruf über die Größe und die Güte Gottes.
Gott
ist es, der ganz treu ist und die Seinen nicht im Stich lässt. Er lässt
sich nicht blenden von menschlicher Macht, von Reichtum oder Anderem,
was uns oft so wichtig erscheint. Die Mächtigen dieser Welt, die auf
ihren Thronen sitzen, werden vor Gott nicht bestehen. Er macht einen
Umsturz, er stürzt sie um und jagt sie von ihrem Ehrenplatz, weil sie in
ihren Herzen so hochmütig sind und selbst Gott spielen wollen. Und was
in den Augen der Menschen klein und unbedeutend erscheint, das ist es
noch lange nicht vor Gott.
Du, heilige Maria, hast uns in deinem Jubellied auch verkündet, dass es nicht unsere
Aufgabe ist, diese Machthaber zu stürzen. Es genügt, wenn wir uns von
ihnen abwenden. Wir sollen nicht Kain und Abel spielen. Das endet
meistens mit viel Blutvergießen. Gott allein steht es zu, die Menschen zu richten, zu beurteilen.
Dich,
Maria, hat Gott ausgewählt aus Millionen von Frauen. Dich hat er für
würdig befunden, seinen Sohn auf diese Welt zu bringen. Deinem lauten
Jubellied darüber schließt sich die Kirche gerne an, wenn wir Deine
leibliche Aufnahme in den Himmel am 15. August feiern, allgemein auch
„Mariä Himmelfahrt“ genannt.
Das Fest besagt, dass Du mit allem, was
Deine Person ausmacht, in den Himmel hinein gestorben bist. Da ist nicht
nur eine lebendige Seele im Himmel, sondern das bist Du als ganzer
Mensch und Mutter unseres Herrn, mit allem, was Dich so besonders macht.
Wenn
Du später den Menschen vom Himmel her erschienen bist, dann haben sie
Dich immer als ganzen Menschen gesehen, der plötzlich vor ihnen
auftaucht. Das hast Du natürlich nicht ohne Grund so gemacht.
Was
Gott da an Dir getan hat, das hat herrliche Folgen für uns alle. Verzeih
mir, Maria, wenn ich das so locker ausdrücke: Du bist gewissermaßen der
Prototyp, das Muster, wie wir das z.B. von den neuen Autos kennen,
bevor sie in Serie gehen.
Mit Dir hat Gott den Anfang gemacht, er hat
dem Tod nach der Auferstehung Jesu endgültig alle Macht entrissen und
ihn von seinem kalten Thron gestoßen.
Das heutige Fest ist darum
nicht nur ein Feiertag für Dich, sondern erst recht für uns hier auf
Erden: Auch am Ende des irdischen Lebens bist du ein Vorbild für alle,
die Gott fürchten und lieben, die ihm vertrauen. Sie alle werden es wie
Du erleben dürfen, dass sie leibhaftig vor Gott stehen, gewissermaßen
mit Haut und Haaren.
Da mag unsere irdische Hülle verfaulen oder
verbrennen oder in alle Winde verweht sein – das wird unsere ganze
Person im Himmel nicht betreffen. Mit allem, was uns als ganze Menschen
ausmacht, werden wir vor Gott hintreten dürfen.
Liebe Maria! Dein
Magnificat, dein Jubellied, ist dabei, sich zu erfüllen. Wie weitsichtig
Du doch damals schon warst, als Du, wie wir es im heutigen Evangelium
hören, ausgerufen hast:
„Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig.“
Genau
so ist es gekommen: So wie Gott Dich auf seine Art geehrt hat, so ehren
wir dich, liebe Gottesmutter, auf unsere Art, indem wir von Generation
zu Generation und seit Jahrhunderten mit allergrößter Freude und
manchmal auch mit bebendem Herzen in Dein Jubellied einstimmen.
Liebe Maria, lass mich zum Schluss noch um etwas bitten:
Halte
meine Augen offen, damit ich sehen und mich prüfen kann, vor welchem
Thron ich mich im täglichen Leben verbeuge und wessen Loblieder ich wohl
singe. Das wünsche ich mir.
Mit den allerherzlichsten Grüßen – Dein ……
Ihr Pfarrer Hans-Jürgen Wenner
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Sonntag
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Mittwoch
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