Anregungen für die Ferien

Lesen - Lesen - Lesen

Liebe Schüler und Schülerinnen,


in den vergangenen drei Wochen habt ihr wahrscheinlich alle ungewöhnlich lange vor den Rechnern gesessen und vielleicht sehnt sich ja der Eine oder die Andere danach, einmal wieder in die nicht - digitale Welt abzutauchen. Wenn man an die eigene Wohnung gebunden ist, ermöglichen Bücher einen Ausflug in die weite Welt. Auch wenn wir alle nicht in die Ferien fahren können, gibt es doch die Möglichkeit, mit großen SchriftstellernInnen auf die Reise zu gehen. Ich möchte gern drei Romane vorstellen, die mich persönlich fasziniert und begleitet haben. Sie sind vielleicht eher etwas für männliche Leser (?), das liegt wohl in

der Natur des Vorstellenden. Ich erzähle von den Romanen in der Reihenfolge, in der ich sie selbst gelesen habe. In allen drei Romanen geht es darum, dass sich Menschen in Krisen-Situationen, die sie selbst weder gewählt noch verschuldet haben, bewähren müssen und dies auch erfolgreich tun:


1) Daniel Defoe: Robinson Crusoe (auch als Kinder- bzw. Jugendbuchausgabe). Als ich etwa 11 Jahre alt war bekam ich den "Robinson" geschenkt und es wurde der erste Roman für mich, der meine Eltern dazu veranlasste, abends zu kontrollieren, ob ich auch zum Schlafen käme. Es geht um einen jungen Seemann, der im 18. Jahrhundert allein den Untergang seines Schiffes überlebt und einsam auf einer Karibik-Insel um sein Überleben kämpft. 28 Jahre lang lebt er dort. (So lange wird, ich denke, dass man das mit Sicherheit sagen kann, die Corona-Krise nicht andauern.) Mutig, erfinderisch und grundsätzlich optimistisch übersteht er diese vielen Jahre, findet   einen Freund und lernt ein neues Leben. Auch wir müssen ja zur Zeit, wenn auch in viel geringerem Maße, anders leben als wir es gewöhnt sind.

 

2) J.R.R. Tolkien: Der Herr der Ringe   Es war kurz vor dem Abitur, ich suchte Ablenkung und eine Freundin gab mir den Rat, es doch mit dem "Der Herr der Ringe" zu versuchen. Über 1500 Seiten, das schreckte mich ab. Aber dann kamen meine letzten Osterferien als Schüler und der Roman "verschluckte" mich. Viele von Euch werden die tolle Verfilmung gesehen haben. Aber das Lesen ist etwa Anderes. Worum geht es:

Die bekannte Welt (Mittelerden) wird in ihrer ganzen Existenz von dem Bösen in der Gestalt eines unheimlichen Herrschers bedroht. Er hat ein riesiges Heer furchtbarer Kämpfer aufgebaut, um die Völker Mittelerdens zu vernichten. Es gibt nur einen Weg, dem Unglück zu entgehen und eine Gemeinschaft aus Menschen, Hobbits, Elben und Zwergen macht sich auf den Weg, einen Ring zu vernichten, der dem Herrscher uneingeschränkte Macht über die Welt verleihen würde.  

Zwei der unscheinbarsten Wesen, zwei Hobbits, sind es dann, die den Ring in das Zentrum der feindlichen Macht tragen, damit er genau dort vernichtet werden kann. Es ist ein großer Roman. Auch hier geht es um Charaktere, die über sich selbst hinauswachsen, es geht um Freundschaft, um Ideale und Treue und um den Glauben an die Welt. Dies sind Werte, die unsere Welt braucht, gerade dann wenn eine Krise die Menschen verunsichert. 

Ich habe den "Herrn der Ringe" mehrmals gelesen. Eine letztes Mal habe ich ihn meinen Kindern vorgelesen. Sie waren damals zwische 11 und 17 Jahre alt und es war für uns eine sehr schöne gemeinsame Zeit, übrigens auch in den Osterferien. Mein jüngerer Sohn hat nicht immer alles verstanden und meiner Tochter ging es nicht immer schnell genug, aber das war egal. Wir konnten uns zusammen mit Sam und Frodo, Gandalf und Boromir, Legolas, Merry und Pippin auf eine gemeinsame Reise machen. Es war unsere Zeit. (Tip für die, die es es ein wenig kleiner mögen: J.R.R. Tolkin: Der Hobbit, 320 Seiten).

 

3) Leo.N. Tolstoj: Krieg und Frieden   Ich war im ersten Semester meines Studiums, kannte in Marurg niemanden und hatte Heimweh. Da fiel mir der große Roman Tolstojs in die Hände und er half mir,  mein Alleinsein zu vertreiben. 

Tolstoj berichtet in seinem historischen Roman von dem Versuch Napoleons im Jahr 1812 Russland im Krieg zu bezwingen. Dabei erzählt er aus  der Perspektive russischer Menschen, Adeliger und einfacher Menschen, die mit der Situation dieses Krieges leben müssen. Er erzählt davon, wie sie ganz persönlich auf diese Krise reagieren und an den Herausforderungen über sich selbst hinauswachsen. Er erzählt von ihrer Angst, ihrem Glauben an eine bessere Zukunft, ihren Enttäuschungen und Hoffnungen, von Unglück und Glück. Es ist ein Roman voller Weisheit und Menschlichkeit. Da er eher etwas für ältere LeserInnen ist, kann dies ja auch als Lesetip für Eltern verstanden werden.


Ich habe diese drei Romane ausgesucht, weil sie eines gemeinsam haben: Sie zeigen, dass Krisen dann überwunden werden, wenn Menschen sich sagen: "So ist es jetzt nun einmal, ich werde versuchen, das zu tun, was ich kann." Und das ist manchmal mehr, als man gedacht hätte.

 

Euch und Euren Familien wünsche ich eine erholsame Ferienzeit und ein gesegnetes Osterfest,

 

Mit herzlichen Grüßen,

Th. Bruns