Zentrale Martinsfeier der Katholischen Innenstadtpfarrei im Dom

 

Am Freitag, den 11, November fand der traditionellen Tag des Hl. Martin im Dom statt.

Stadtpfarrer Stefan Buß zelebrierte einen kleinen Wortgottesdienst und die Kinder führten ein Martinsspiel auf. Am Ende erwartet der Hl. Martin hoch zu Ross die Kinder auf dem Domplatz. Erstmal feierten alle vier Einrichtungen  der Innenstadtpfarrei zusammen .


Kita St. Blasius, Kita Frauenberg, Kita Luise, Kita St. Joseph


Manche Kindertagesstätten diskutieren, ob man Weihnachten überhaupt noch in der Einrichtung feiern kann, angesichts auch eine hohen muslimischen Anteil. Stadtpfarrer Buß meint dazu, es sei eine falsch verstandene Toleranz. Wir leben hier auf dem Hintergrund christlicher Traditionen und es gelte gegenseitig sich von der eigenen Tradition zu erzählen. „Viele muslimische Familien aus unseren Einrichtungen haben selbstverständlich einen Weihnachtsbaum in der Wohnung, wie es sich auf einem Elternabend mal herausstellte.“

Im Anschluss an die Begegnung mit St. Martin auf dem Pferd ziehen die vier Kindertagesstätten in Umzügen zu Ihren Einrichtungen. Dort ist für das leibliche Wohl gesorgt.

 

Warum wir Sankt Martin feiern

Heute weiß das jedes Kind: Wer mit anderen teilt, verliert dabei nicht, sondern gewinnt dazu! Für die anderen kann die Hilfe lebensrettend sein, für sich selbst gewinnt man die Erkenntnis, das Richtige getan zu haben. Denn: Wäre man in der Rolle des Anderen, man hätte sich genau diese Hilfe erhofft! Und woher wissen das die Kleinen und sogar die Großen? Sie wissen das von einem, der es vorgelebt hat – dem heiligen Martin, der vor über 1600 Jahren lebte, als sich im riesigen Römischen Reich das Christentum durchzusetzen begann.


Der geteilte Mantel

Martin wurde um 316/317 im heutigen Ungarn geboren. Weil sein Vater Offizier war, musste auch er Soldat werden – damals war das so. Er war schon bald selbst Offizier und gehörte zur Garde, Elitesoldaten, die überallhin geschickt wurden, wo es gefährlich war. Um 334 war Martin in Amiens in Gallien, dem heutigen Frankreich, stationiert, wo die Germanen die Römer zu besiegen drohten. In dieser Zeit bereitete sich Martin auf den Empfang der Taufe vor, denn er war noch kein Christ. Und zu genau dieser Zeit passierte auch das, wovon heute noch Klein und Groß erzählen und singen: Als Martin an einem bitterkalten Winterabend zum Stadttor kam, traf er auf einen fast nackten und halb erfrorenen Bettler, an dem alle achtlos vorbeihasteten. Martin hatte kein Geld und kein Gut, um in dieser Not zu helfen. Aber er nahm kurz entschlossen seinen Militärmantel, einen warmen Wollumhang, und teilte ihn mit dem Schwert in zwei Teile. Die eine Hälfte gab er dem Bettler, der sich damit wärmen konnte.


Ein Traum

Wie immer gab es auch Leute, die über Martin und seinen halben Mantel lachten. Und auch seine Vorgesetzten machten ihm mächtig Ärger. Sie bestraften ihn wegen Beschädigung von Militäreigentum. Aber Martin nahm das hin, weil er wusste: Er hatte einem Menschen das Leben retten dürfen. Bis hierhin war das Ganze eine gute Tat. Aber es wurde noch zu viel mehr. Denn in der Nacht hatte Martin einen Traum. Ihm erschien Jesus inmitten seiner Engel. Und Jesus trug den halben Mantel Martins und zeigte auf ihn und sagte: „Martin, der noch nicht getauft ist, hat mich mit diesem Mantel bekleidet.“

Richtig gehandelt

Da begriff Martin, dass er richtig gehandelt hatte. Er hatte den Bettler so behandelt, wie er Jesus selbst behandelt hätte. Damit hatte er wie ein Christ gehandelt, der von Jesus selbst weiß: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25,40). Der Bettler war also Jesus selbst gewesen!


Tatkräftiger Bischof

Martin ließ sich taufen und trat bald aus der Armee aus und wurde Priester. Er baute als erster Christ in Gallien ein Kloster und sammelte Männer um sich, die wie er als Mönch leben wollten. Mit ihnen lebte er vor, wie ein Christ leben soll: persönlich anspruchslos, dem Nächsten gegenüber liebevoll und hilfsbereit, und als Mönch warb er für seinen Glauben. Als der damalige Bischof von Tours starb, sagten sich die Menschen: Es gibt keinen würdigeren Nachfolger als Martin. Aber die Bischöfe der Umgebung hatten einen anderen Kandidaten. Jedoch die Christen setzten Martin durch, weil er durch sein Leben in Einfachheit für sie überzeugender war als alle Gegenkandidaten. Martin wurde 371 ein tatkräftiger, überzeugender Bischof, der sich nicht hinter seinem Amt versteckte, sondern sich für die Armen und Kleinen, die Entrechteten und Unterdrückten stark machte.


Hausheiliger der Merowinger

Martin starb 397 nach einem langen und anstrengenden Leben im Alter von etwa 80 Jahren. Er wurde schon unmittelbar nach seinem Tod als Heiliger verehrt. Zahlreiche Legenden rankten sich um sein Leben. Martins Mantelteil wurde als Reliquie verehrt und als Siegeszeichen in die Kriege mitgeführt. Das Königsgeschlecht der Merowinger machte Martin zu seinem Hausheiligen, dem es überall neue Kirchen weihte. Auf sie gehen die uralten Martinskirchen im Nordwesten und Südwesten Deutschlands zurück.


Das Heischerecht für Kinder

Und weil man Martins Gedächtnis in der Kirche mit einer Lichterprozession am Vorabend des Festes feierte, übernahmen die Menschen die Lichtsymbolik auch außerhalb der Kirche: Martinsfeuer, gutes Essen und Trinken wurden zum Brauch. Und wo gut gegessen und getrunken wird, haben auch die Kleinen und Jungen ein Recht: das „Heischrecht“, d. h. sie dürfen heischen, gripschen, schnörzen oder wie es noch anders heißt. Und dabei wird natürlich gesungen. Belohnt wird beim Heischen, wer von Martin erzählen kann und damit begründet, warum er als „Geringster“ etwas bekommen soll. Die ganz Cleveren wissen noch mehr: Sie teilen das Gesammelte mit denen, die nicht heischen können und nichts bekommen, denen es nicht so gut geht.


Viele Nachahmer

Und weil sie teilen, ziehen sie nicht nur im Martinszug hinter dem heiligen Martin her, sondern sie folgen ihm in ihren Taten nach: Wie Martin teilen sie mit Bedürftigen. Mehr als 1600 Jahre nach Martins Tod wirkt seine gute Tat noch nach. Wenn das kein Beispiel zum Nachahmen ist!

Prof. Manfred Becker-Huberti
Quelle: Georg Austen, Elsbeth Bihler, Matthias Micheel (Hg.): Sankt Martin ist ein guter Mann. Werkbuch für Familie, Kindergarten und Schule. Lahn-Verlag, Bonifatiuswerk 2010. http://www.bonifatiuswerk.de/ (link is external)

 
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