mit dem Geisaer Amt, Dermbach, Hammelburg und Hünfelder Land
Autorenteam:
Michael Imhof, Burghard Preusler, Gregor Stasch
mit einem Beitrag von Gerd Weiß
Hier finden Sie Lesungen für die Zeit in der Corona-Krise zum Downloaden
Strategische Ziele zur Ausrichtung der Pastoral im Bistum Fulda
Lesen Sie die aktuellen liturgischen Texte und Tagesimpulse.
Fünfzig Tage Osterfreude
Emotional waren die letzten Tage vor Ostern für gläubige Christen sehr bewegend und intensiv:
Der Gründonnerstag im Gedenken des letzten Abendmahls mit der Beauftragung der Jünger zur Be-wahrung und Ausspendung der Eucharistie sowie der Verpflichtung zum diakonischen Handeln im Sinne der Fußwaschung machte den Anfang. - Die Kühle und Trostlosigkeit der von wichtigen Symbolen entleerten Kirchenräume am Karfreitag führte uns in einen Abgrund und mich zumindest in das Erleben von Sinnlosigkeit eines Lebens ohne die Gegenwart Christi. - Schließlich folgte die Osternacht und das Osterfest, die Licht und Musik in die Gotteshäuser und in unser Inneres zurückge-bracht haben. Dass die Osternacht für mich durch die Aufnahme von zwei Männern in die Gemein-schaft der Kirche bereichert war, bedeutete einen wirklichen Höhepunkt, den wir besonders gefeiert haben.— Nach den Feiertagen geht Ostern geht weiter.
In den liturgischen Lesungen bereichern uns in den kommenden Wochen die Texte der Apostelgeschichte, die uns bereits auf das Pfingstfest hinweisen, das fünfzig Tage nach Ostern folgt und die Os-terzeit abschließt. Dabei wirkt die Apostelgeschichte wie ein nachösterliches Evangelium, in dessen Verlauf die Apostel sich zunächst sammeln und orientieren müssen, um schließlich gestärkt durch den Heiligen Geist mit Wort und Tat in der Öffentlichkeit wirken zu können.
Das Wirken im Wort: Eine „feurige“ Rede mit einem öffentlichen Bekenntnis zu Jesus Christus und seiner Botschaft hält Petrus im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte, die am Dienstag zu hören war. Ist das noch der ängstliche Mann, der Jesus verleugnet und behauptet hatte: „Ich kenne diesen Jesus nicht.“ Gottes Plan, den er mit Jesus begonnen hatte, geht mit den Aposteln weiter bis in die heutige Zeit.
Das Wirken in der Tat: Im dritten Kapitel wird am heutigen Mittwoch ein Heilungswunder geschildert, das zeigt, dass der Geist Gottes Petrus und Johannes dazu befähigt hat, wie Jesus mit göttlicher Vollmacht zu handeln und Wunder zu wirken. Ohne die Gegenwart ihres Meisters, aber mit dem Blick auf ihn, bestätigt dieses Wunder, dass Gott durch berufene und dazu ausgesandte Menschen in dieser Welt weiterhin gegenwärtig ist und wirkt.
Ich hoffe, die letzten Tage haben für dich dazu geführt, neu in deinem Leben wahrzunehmen, dass Gott bis heute in dieser Welt wirkt; auch in deiner Umgebung. Zwar läuft nicht alles läuft nach unse-ren Plänen und in manchen Dingen stolpern wir Menschen über die Freiheit, die er uns gegeben hat. Ich möchte dir vorschlagen, die Apostelgeschichte oder die Tageslesungen in den nächsten Wochen bewusst unter dem Blick zu lesen, wie die Apostel Gottes Handeln erleben und wie sie trotz erlebter Rückschläge nie an seiner Gegenwart zweifeln.
Gott gibt uns Kraft durch seinen Geist. Das werden wir an Pfingsten feiern und auch in der Firmung, die in diesem Jahr in unserem Pastoralverbund ansteht. Dieser Geist befähigt auch dich zu mehr, als du dir zutraust..
Ewald Vogel
Diakon
Pastoralverbund Kleinheiligkreuz
In jungen Jahren scheint uns das Leben unendlich und wir entwerfen Zukunftspläne. Im Laufe der Jahre wird uns die Begrenztheit des Lebens bewusst durch eigene körperliche Defizite und Erkrankungen aber auch durch Tod und Sterben im persönlichen Umfeld. Es kommen in uns Gedanken auf, ob mit dem Tod alles aus ist.
Wir Menschen haben die Sehnsucht, dass danach noch etwas kommt in der „Ewigkeit". Tief in uns ist eine Ahnung verankert das wir von etwas „Höherem" getragen werden. Hierzu gibt es die unterschiedlichsten Vorstellungen. Wir Christen glauben an „das ewige Leben" , wie wir es im Glaubensbekenntnis beten.
Aber wer hat schon eine Vorstellung davon, was das bedeutet und wie der Weg dorthin ist. Wir Menschen feiern das Leben. Aber wie heißt es in einem Lied: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei". Am Aschermittwoch empfangen wir das Aschekreuz und es wird dabei gesprochen: „Bedenke Mensch das du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst" oder „Kehrt um und glaubt an das Evangelium". Hier wird uns unsere Vergänglichkeit deutlich vor Augen geführt, aber auch der Hinweis gegeben auf das Evangelium, auf Jesus Christus.
Wir haben die Möglichkeit in der österliche Bußzeit über unser Leben und unsere Lebensführung nachzudenken und vielleicht eine Korrektur vorzunehmen, um das ewige Leben zu erlangen. Der weitere Weg führt uns über die Karwoche mit all den Demütigungen und Schmerzen, die Jesus erlitten hat, zum Kreuz an dem er gehangen hat. Auch für ihn war scheinbar alles „aus und vorbei". Jesus geht denselben Weg wie wir und wird ins Grab gelegt.
Doch dann schenkt uns Jesus durch seine Auferstehung und Himmelfahrt die Hoffnung auf das ewige Leben. Bereits am Kreuz hat er dem Schächer versprochen: „Noch heute wirst Du mit mir im Paradies sein." Den Weg dorthin kennen wir: „Kehr um und glaube an das Evangelium".
Wenn ich persönlich versuche, dies zu leben, dann hat Jesu Leiden und Sterben einen Sinn gehabt und ich darf Hoffnung auf das ewige Leben bei ihm haben. Der Leidensweg Christi verändert die Situation. „Deinen Gläubigen, o Herr, wird das Leben gewandelt, nicht genommen; und wenn die Herberge der irdischen Pilgerschaft zerfällt, ist uns im Himmel eine ewige Wohnung bereitet.", heißt es in der Präfation der Totenmesse. Und der Katechismus führt aus: „Wir glauben an die wahre Auferstehung dieses Fleisches, das wir jetzt tragen. Ins Grab gesät wird ein verweslicher Leib; auferstehen wird ein unverweslicher Leib. Durch sein Leiden und seinen Tod am Kreuz hat Jesus den Tod besiegt und uns errettet.
Markus Hildebrand
Diakon
Pastoralverbund Kleinheiligkreuz
Fünf Wochen Fastenzeit liegen seit dem Aschermittwoch hinter uns. Vor uns liegen große liturgische Feiern: Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag und dann das Osterfest! Leben pur!
Palmsonntag ist ein Fest für die Sinne. Palmkätzchen und Buchsbaumzweige gehören unbedingt dazu. Viele nehmen die gesegneten Zweige nach dem Gottesdienst mit nach Hause und stecken sie hinter ein Kreuz. Oft werden die Zweige dann auch im kommenden Jahr am Aschermittwoch verbrannt, um mit ihrer Asche ein Aschenkreuz auf die Stirn zu zeichnen. Leben und Sterben – der Kreis schließt sich.
Mit dem Palmsonntag beginnen wir die Karwoche. „Kara“ ist ein altdeutsches Wort, das so viel wie Kummer und Trauer bedeutet. Diese eindrückliche Woche, in deren Mitte die Trauer um den Tod Jesu steht, beginnt jedoch nicht mit Kummer, sondern mit Jubel, mit den Hosianna-Rufen, mit denen Jesus in Jerusalem empfangen wird. Liebe und Hass, Jubel und Trauer liegen oft nahe beieinander. Jubeln die Menschen Jesus beim Einzug in Jerusalem noch zu, fordern sie nur wenige Tage später seinen Tod.
Was erhoffen sich die Menschen, als Jesus im lauten Jubel in Jerusalem einzieht? Dass er als Wundertäter ihnen die Krankheiten und Sorgen wegnimmt? Einige von seinen Jüngern warten darauf, dass Jesus zeigt, was in ihm steckt. Wie Jesus auf die jubelnde Menge reagiert, wissen wir nicht. Was erwähnt ist, ist das Zeichen, das er setzt! Er reitet auf einem Esel. So reitet kein siegerwartender Feldherr. Ein Esel steht für Friedfertigkeit. Wer auf einem Esel reitet ist demütig – nicht hoch zu Ross. Ob die Menge das wahrnimmt?
Aber was nehmen wir wahr? War denken wir? Wollen wir wie die Jünger eine große Show erleben, viel sehen? Oder eher langsam und bedächtig in die kommenden Tage gehen? Der Palmsonntag lädt uns ein, das eigene Leben zu betrachten. Wohin geht meine Reise?
Das Evangelium antwortet auf Fragen wie diese so: Mittendrin sitzt einer auf einem Esel. Er sagt gar nichts, aber seine Botschaft ist deutlich zu hören: „Fürchte dich nicht!“ Fürchte dich nicht vor dem, was kommen wird! Alles gehört zusammen. Anfang und Ende. Leben und Tod. Dein Leben wird getragen, egal wohin die Reise führt.
Am Palmsonntag zieht Jesus in Jerusalem ein – er zieht ins Zentrum von Israel ein – er möchte auch in unser Herz einziehen. Beten wir, dass unser Herz dafür geöffnet ist.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Heilige Woche
Kristin Hirsch
Gemeindereferentin
Pastoralverbund Kleinheiligkreuz
In der vierten Fastenwoche erleben wir einen Spagat. Am letzten Sonntag starteten wir mit der Überschrift Laetare – „Freue dich Jerusalem!“ in die Fastenwoche. Freue dich worauf? Der vierte Fastensonntag markiert den Wendepunkt in der Fastenzeit. Wie nähern uns Ostern und unser Blick richtet sich deutlich in Richtung Zielgerade; ein Grund zur Vorfreude.
Doch schon im Evangelium des vergangenen Sonntags hörten wir neben der Freude des Geheilten auch die Ablehnung der Schriftgelehrten, welche Jesus am Karfreitag ans Kreuz bringen wird. Mit diesem vierten Fastensonntag ist die Zeit der Gegensätze noch nicht vorbei! Am zurückliegenden Montag hieß es nun für einen weiteren Tag „Freuet Euch!“. Schließlich feierte die Kirche das Hochfest des Heiligen Josefs, dem Nährvater Jesu. Auch Josef lebte in einem Spagat. So durfte er sich einerseits mit seiner Verlobten Maria darüber freuen, ein Kind zu erwarten und doch musste er die Gewissheit aushalten, nicht selbst der leibliche Kindsvater zu sein. Im Vertrauen darauf, dass Gott alles zu einem guten Ende führen wird, ließ sich Josef dennoch auf dieses Wagnis ein!
Zum Abschluss der liturgischen Woche erwartet uns am Samstag dann ein weiteres Hochfest, was so gar nicht in die Stimmung der Fastenzeit passen will. Das Hochfest Verkündigung des Herren erinnert an den Tag, an dem die Menschwerdung des Gottessohnes in Maria beginnt. Wir hören das Evangelium vom Engel Gabriel, der Maria die Botschaft bringt, durch das Wirken des Heiligen Geistes einen Sohn zu empfangen. Mitten in der Fastenzeit plötzlich adventliche Atmosphäre! Ein weiterer Spagat.
Die Fastenzeit erfordert von mir allerdings nicht nur in dieser Woche immer mal wieder einen Spagat. Im Hinblick auf meine guten Vorsätze für die Fastenzeit gibt es da hin und wieder kleine oder große Gegensätze. Geburtstage, die mitten in diese Zeit fallen und die nur schwer mit dem selbstauferlegten Verzicht von Bier und Schokoladentorte zusammenpassen. Mein festes Vorhaben in der Fastenzeit mehr den Blick auf meine Beziehung zu Gott zu legen, um beispielsweise öfter zu beten auf der einen Seite und andererseits der weiterhin gut gefüllte Terminkalender mit privaten und dienstlichen Terminen.
Die Fastenzeit ist eine Zeit voller Kontraste und Spannungen, nicht erst seit heute. Doch weil die Fastenzeit längst kein Thema für alle um mich herum ist, kann dieser Spagat zwischen meiner Umgebung und dem, was ich mir in der Fastenzeit vorgenommen habe, unter Umständen noch deutlicher spürbar werden.
Auch wenn wir unsere Vorhaben nicht die vollen 40 Tage durchgehalten haben, so sind die Hochfeste und Sonntage in der Fastenzeit gute Startpunkte für einen neuen Versuch, sich auf unsere Vorhaben zu konzentrieren. Ich jedenfalls werde weiter dranbleiben und versuche (außerhalb der Sonntage) bis Ostern der süßen Versuchung einer Schokoladentorte zu widerstehen!
Pascal Silbermann
Gemeindereferent
Pastoralverbund Kleinheiligkreuz
Das Herz frei machen; der Versuchung widerstehen; den Weg der Verklärung finden; Leid teilen – Barmher-zigkeit leben; Nächstenliebe praktizieren; den Glauben immer wieder neu entdecken; Vergebung lernen – Versöhnung finden.
Mit diesen Worten begannen einmal die Impulse für die Fastenzeit von Papst Franziskus. Es ist eine Übersetzung der Trias: Almosen, Fasten und Beten, die es in allen großen Religionen als Pfeiler des Glaubens gibt. Durch das Fasten, den bewussten Verzicht auf Dinge, Annehmlichkeiten oder Gewohnheiten, die mir sonst wichtig sind, oder unverzichtbar erscheinen, mache ich mich frei. So kann ich diese gewonnene Freiheit zur Reflexion auf mein Leben nutzen. Durch Widerstehen der Versuchung kann ich Kraft für mein Leben gewinnen und mich auf einen Weg der Verklärung begeben. Im Almosen geben, praktiziere ich Nächs-tenliebe. In der Nächstenliebe werde ich meiner Verantwortung gegenüber meinen Mitmenschen gerecht. Glauben immer wieder neu entdecken, geht wunderbar im betrachtenden Gebet. Gerade in dieser Zeit, werden von Gemeinden Angebote gemacht: Exerzitien im Alltag, Frühschichten, Kreuzweggebete, Heilfastengruppen u.a.
Am kommenden Sonntag feiern wir den Sonntag laetare, was soviel heißt, wie freut euch, oder freue dich. Es ist abgeleitet aus dem Eröffnungsvers der Heiligen Messe. Wir dürfen uns freuen, weil wir die Hälfte der Fastenzeit schon hinter uns gebracht haben und das Osterfest näher rückt.
Im Evangelium des Sonntags wird von der Heilung eines von Geburt an Blinden durch Jesus berichtet, seinem Glauben, dem Zweifel der Pharisäer an der Heilung und der Lehrstunde Jesu. An dem Evangelium wird deutlich, dass Jesus das Licht der Welt ist und das Licht des Glaubens bringt. Dass ohne unse-re aktive Bereitschaft mitzuwirken für uns nichts geschieht. So musste der Blinde erst zum Teich Schiloach gehen und sich die Augen waschen, um wieder sehen zu können. Sprich er musste sich glaubend und vertrauend auf Jesus einlassen. Der Blinde lässt sich von Jesus leiten zum Teich, zum Heil, zum Glauben. Die Sehenden versperren sich hinter den Mauern ihrer fertigen Vorurteile und des Zweifels.
Das könnte nun eine Gewissenserforschung für uns sein:
Gehören wir zu denen, die sich so sehr zu den Sehenden zählen, dass wir auf das Licht Jesu verzichten zu können?
Versuche ich mein Vertrauen auf Gott zu setzen, oder suche ich mein heil in meinen eigenen Fähigkeiten?
Habe ich offene Augen für meine Mitmenschen, oder verstellen mir meine Ängste, Sorgen, Nöte und Dinge die mich beschäftigen, den Blick?
Probieren wir uns aus. Seien wir kreativ die Möglichkeiten eines neuen Zugangs zu Gott zu entdecken. Daraus werden wir auch neue Wege des Vertrauens lernen, in einer gestärkten Beziehung zu Gott. Aus dieser gestärkten Beziehung, dürfen wir dann auch selbst wieder neue Kraft schöpfen. Da schließt sich dann wieder der Kreis, gestärkt durch das neue Vertrauen, können wir besser der Versuchung wider-stehen; Den Weg der Verklärung gehen; Leid teilen – Barmherzigkeit leben; Nächstenliebe praktizieren; Den Glauben immer wieder neu entdecken; Vergebung lernen – Versöhnung finden.
Joachim Hartel
Pfarrer
Pastoralverbund Kleinheiligkreuz
Wenn Forscher mit modernsten Instrumenten entfernte Planeten erforschen, dann sind sie oft auf der Suche nach Leben. Das ist eine Spurensuche, eine Suche nach dem Ursprung. Wir wissen, dass es ohne Wasser kein Leben geben kann. Wenn wir das Leben suchen, müssen wir Wasser finden.
Die Suche nach Leben führt aber nicht immer zu den Sternen. Jetzt im Vorfrühling erlebe ich bei vielen Menschen eine tiefe Sehnsucht nach Licht, Farbe und frischem Grün. Nicht zuletzt die Corona-Jahre haben Durst nach ungezwungenem Leben hinterlassen. Doch finden wir, wonach wir wirklich suchen? Oder begehen wir (wieder einmal) den Fehler, indem wir die Suche nach Leben mit Konsum verwechseln? Um am Leben zu bleiben, hören wir zunächst auf unseren Körper. Doch wissen wir auch, was unsere Seele zum Leben braucht?
Im Evangelium des dritten Fastensonntages begegnet Jesus einer Frau am Brunnen. Er bittet sie um etwas Wasser zum Trinken. Das Wasser aus dem Brunnen stillt den körperlichen Durst, auch für den Gottessohn ist es lebensnotwendig. Schnell entwickelt sich ein Gespräch und wenig später bringt Jesus sein Anliegen auf den Punkt: „Wenn Du wüsstest, wer ich bin, dann würdest DU mich nach Wasser fragen. […] Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich gebe, wird niemals mehr Durst haben.“ Was Jesus (auch uns) anbietet, ist ein Lebensmittel für die Seele.
Die heilige Teresa von Avila schmückt das Bild vom Wasser für die Seele noch weiter aus. Für sie ist die Menschenseele ein Garten, der ohne Wasser abstirbt. Damit die Seele nicht nur gerade so überlebt, sondern wachsen und reifen kann, sieht die Ordensfrau vier Möglichkeiten, damit ein Ort des Lebens in Fülle entsteht:
„Zum einen können wir das Wasser aus einem Brunnen emporziehen. Das ist für uns sehr mühevoll. Zum anderen können wir ein Schöpfrad oder einen Schöpfeimer benutzen, die über eine Winde nach oben geholt werden, so wie ich es manchmal tat. Das ist schon weniger anstrengend und bringt mehr Wasser. Oder wir können das Wasser von einem Fluss oder Bach ableiten: damit können wir wirkungsvoller gießen, denn die Erde wird viel besser durchtränkt, und wir müssen nicht so oft bewässern. So hat der Gärtner weniger Arbeit.
Schließlich müssen wir uns überhaupt nicht mehr anstrengen, weil der Herr es kräftig regnen lässt. So bewässert er den Garten ohne unser Zutun. Das ist unvergleichlich viel besser als alles Andere.“
Ich wünsche Ihnen eine angenehme Woche und auf der Suche nach Leben Gottes Nähe!
Sebastian Latsch
Pfarrer
Pastoralverbund Kleinheiligkreuz
Zum Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine luden die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und andere ökumenische Netzwerke ein, Gebets-Andachten zu halten. In ganz Deutschland nahmen an vielen Orten Menschen am gemeinsamen Gebet um Frieden teil. Auch in unserer Gegend haben sich viele Geflüchtete aus der Ukraine, die Gastfamilien, katholische, evangelische, orthodoxe Christen, sowie Menschen guten Willens, dem Friedensgebet angeschlossen. Ob im Hohen Dom zu Fulda, in der Kirche im Kurpark in Bad Salzschlirf oder in unserer St. Georg Kirche in Großenlüder, konnten wir alle im Gebet am letzten Freitag, den 24.02.23 das Leid und die Not der Menschen, Trauer und Ängste, unsere eigene Betroffenheit und Sorgen vor Gott tragen – und im Hören auf sein Wort Trost und Hoffnung suchen. Der Ruf nach Frieden, Diplomatie und Verhandlungen wurde grundsätzlich in den letzten Tagen lauter.
Über hunderttausend Tote und Verletzte sind mittlerweile auf beiden Seiten zu beklagen. Trotzdem scheint ein Ende des Krieges in der Ukraine bislang nicht in Sicht zu sein. Seit einem Jahr haben die Mächtigen und Einflussreichen es nicht geschafft, sich zumindest auf Ansätze einer realistischen Lösung zu einigen. So kam bei mir die heutige Lesung (1.3.23) aus dem Buch des Propheten Jona wie ein Licht in der Dunkelheit hoch, wo die Vernichtung der Stadt Ninive abgewendet wurde.
Ninive war die Hauptstadt der feindlichen Großmacht Assyrien. Sie wurde in der Bibel Inbegriff der Bosheit und Schlechtigkeit. Prophet Jona erhält von Gott den Auftrag, der Stadt die Zerstörung und Untergang anzukündigen. Hiermit abverlangt also Gott seinem Propheten, dem Erzfeind Israels vorzuwarnen und ihm damit noch eine Chance zur Umkehr zu bieten. Nachdem Jona zuerst vor Gottes Auftrag in die Gegenrichtung weggelaufen war, wird der Prophet zum zweiten Mal aufgefordert, dort Gottes Botschaft zu verkündigen. Dieses Mal gehorcht er dem Ruf Gottes. Jonas Predigt ist kurz: „Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen“. Die Bewohner Ninives nutzten diese Zeit zum Umdenken, zur Besinnung, zur Buße und zum Fasten. Es geschieht eine umfassende Umkehr der „bösen“ Stadt vom König bis hin zu ihren geringsten Mitbewohnern.
Diese Jona-Geschichte macht mir Hoffnung, dass wir heute die 40 Tage der österlichen Bußzeit auch mit Erfolg nutzen können. Das Beispiel der Bußfreudigkeit und Umkehrbereitschaft der Menschen in Ninive bringt eine Rettung. Es zeigt uns, dass Keiner muss, so bleiben wie er ist, sondern Jeder kann sich ändern. Die eigene Lebensgeschichte muss nicht in der Katastrophe enden. Sogar das ganze Volk kann in sich gehen und in seiner Trauer umdenken und neu beginnen. Entscheidend ist, dass jeder Tag als Zeit der Gottes Barmherzigkeit erkannt wird. Selbst einer Stadt wie Ninive gegenüber lässt der gnädige Gott Gnade vor Recht ergehen, wenn ihm nur ehrlich gemeinte menschliche Bemühung begegnet.
Wojtek Gofryk
Diakon
Pastoralverbund Kleinheiligkreuz
Der Aschermittwoch bringt uns mit einer Wahrheit des Lebens in Berührung, um die wir zwar wissen, die wir aber in ihrer Tragweite nicht recht wahrhaben wollen: Sie und ich müssen einmal sterben. Asche und Kreuz sind eindeutige Zeichen dafür. Wir lassen uns an diesem Tag kennzeichnen als sterbliche Menschen. Warum tun wir das?
Dass das Leben begrenzt ist, kann uns dazu bringen, intensiver zu leben. Wir haben nicht ewig Zeit, sinnvoll und gut zu leben. Genießen und sich des Lebens freuen, was wir in der Fastnachtszeit getan haben, ist eine Seite des Lebens. Die andere Seite will uns die am Aschermittwoch beginnende Fastenzeit in Erinnerung rufen.
Dazu drei „Einladungen“, ausgehend vom Evangelium vom Aschermittwoch.
Jesus fordert uns auf zu beten. Das Leben gehört uns nicht. Wir sind da, weil Gott uns ins Leben ruft. Im Beten gestehen wir uns das ein. Wenn Gott es ist, der uns ins Leben ruft, dann besitzt mein Leben und das der Mitmenschen eine überirdische Würde, einen ungeheuer großen Wert. Wir Menschen kommen und gehen. Den Tod können wir nicht aus eigener Kraft überwinden. Wir sind angewiesen auf Gott. Auch das lehrt uns das Beten. Wer darum weiß, im Kern bedürftig zu sein, wird bescheiden und dankbar.
Jesus fordert uns auf zu verzichten. Loslassen-Können gehört zu den schwierigsten Aufgaben des Lebens. Wünsche bleiben unerfüllt, Lebenspläne scheitern im Großen und im Kleinen. Manches wird uns genommen. Zu Recht können wir das beklagen, ändern können wir es meist nicht. Bewusst zu verzichten, und dazu gehört auch das Fasten, kann dabei helfen, das einzuüben, was auch zum Leben gehört: verlieren zu können oder, positiv gewendet, loszulassen. Wir können mit einem Verlust anders umgehen, wenn wir gelernt haben zu verzichten.
Jesus fordert uns auf, uns den Mitmenschen ohne Hintergedanken zuzuwenden. So sehr wir auch manchmal darauf pochen, uns unser Leben und seine Umstände verdient zu haben, es stimmt nicht. Dass wir leben, ist ein Geschenk: einmal von Gott selbst, aber auch von den vielen Menschen, die mit ihrer Arbeit und Sorge uns das Leben ermöglicht haben. Wer das immer mehr versteht, wird nicht nur bei sich stehen bleiben wollen. Dank für das Geschenkte ist eine mögliche Antwort. Aber darüber hinaus könnte uns diese Dankbarkeit dazu bewegen, selbst zu schenken, ohne auf den eigenen Vorteil zu schielen. Nehmen wir uns Gott zum Vorbild und helfen anderen zu leben.
Michael Friedrich
Diakon
Pastoralverbund Kleinheiligkreuz
© St. Simon und Judas, Hosenfeld-Blankenau