Lothar, ruhmvoller und rechtgläubiger Kaiser, wünscht Hrabanus Maurus,
einem der Seinen, Wohlergehen. Obwohl ich mir - gewünscht habe, auf 
Deine Anfrage, wie es Pflicht ist, zu antworten, hat mich - infolge der 
allgemeinen Unruhe von tauben Ohren umgeben - eine gewisse Scheu,
 ich gestehe es, gegenüber der Kunst des Briefschreibens daran gehindert. Meine
 große Zuneigung [zu Dir] zwingt mich jedoch dazu; und ich löse endlich die 
Schuld der Antwort ein.
Die von Gott ausgehende Liebe ist es, die die Kräfte des Geistes verleiht; 
denn denen, die sprechen, gibt sie die Worte ein; und sie schenkt die Gabe 
der Rede denen die sich nicht auszudrücken vermögen; sie sucht alle auf; lädt 
alle ein und geht sogar auf die zu, die nicht beten können.
Unser Fernbleiben möge Dein Verlangen [nach uns] nicht geringer werden 
lassen denn welch geringe Bedeutung die körperliche Anwesenheit hat, [sieht 
man daran], daß es die Weite des Geistes nicht eineingt, wenn man durch 
eine Entrückung im Geist der körperlichen Anwesenheit des anderen 
plötzlich beraubt wird. Im Gegenteil. Weil die Zuneigung derjenigen, die 
einander vorbehaltlos lieben, nicht zu dem anderen zu pilgern vermag, gleicht 
der Geist die körperliche Abwesenheit durch geistliche Pflichterfüllung aus, 
indem er sich in ungeheur großer Weite ergeht. Und in diesem Sinne beten 
wir darum
daß sich die Sehnsucht nach unserer Gegenwart in Deinem Herzen oft und
 vermehrt einstellt. Und indem ich dann Deinem Gesichtskreis gar nicht fern 
bin, da ich ja ständig in Deinem mir treu ergebenen Geist verbleibe, möge 
Dein eifriges Gebet, den allmächtigen Herrn unermüdlich anflehen für unser 
Seelenheil, dür das der Gattin ...